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Danach war ein Bruch im deutschen Spiel zu erkennen. Die Spielentwicklung stockte, Italien konnte sich nun besser befreien und blieb selbst gefährlich. Zehn Minuten dauerte die Verarbeitung des Rückstands, dann gaben Boateng mit seiner zweiten starken Flanke (33.) und Sami Khedira mit einem sehenswerten Schuss (35.) zwei deutsche Lebenszeichen.
Doch wieder waren es die Italiener, die eiskalt zuschlugen: Nach einer Ecke stimmte die Rückwärtsbewegung der DFB-Elf nicht, Kapitän Philipp Lahm hob bei einem langen Pass von Ricardo Montolivo das Abseits auf, hechelte dann Balotelli hinterher und konnte den wuchtigen Schuss in den Winkel nicht verhindern (36.). Super Mario fand seine aus der Premier League bekannten Abschlussstärke, zum Verdruss der zahlreichen deutschen Fans im Warschauer Stadion, wieder und versenkte seine beiden Chancen wie ein ganz großer Stürmer.
Reus bringt neuen Schwung, aber nicht dauerhaft
Zwei seiner Umstellungen korrigierte der Bundestrainer in der Pause. Die blassen Podolski und Gomez blieben in der Kabine, dafür kamen Klose und Reus. Der Neu-Dortmunder ging auf die rechte Seite, dafür rückte Kroos nach links. Reus führte sich mit einem, wenn auch harmlosen, Schuss gut ein (48.), kurz darauf hätte Lahm seinen zweiten Turniertreffer erzielen müssen, schob den Ball aber weit über das Tor (49.).
Das machte Hoffnung, aber Italien ist für die gute taktische Organisation bekannt und die Zeit spielte bei einer Zwei-Tore-Führung eindeutig für die Squadra Azzurra. Auf deutscher Seite kam dann auch noch Pech hinzu, ein direkter Freistoß von Reus klatschte an die Latte (62.).
Doch danach blieben die großen Torchancen aus, auch wenn Deutschland weiter gut spielte. Stattdessen hätte Claudio Marchisio bei zwei Kontern für die endgültige Entscheidung sorgen können (67./75.), der Juve-Spieler verzog aber beide Male. Apropos Juventus, sechs Spieler des italienischen Meisters standen in der Startelf und stachen den mit sieben Spielern sogar etwas stärkeren Bayern-Block auf deutscher Seite aus.
In der Nachspielzeit keimte doch nochmal kurz Hoffnung, nach einem Handspiel von Balzaretti zeigte Schiedsrichter Stéphane Lannoy auf den Punkt und Özil verwandelte sicher. Wie schon in den Minuten zuvor warf das DFB-Team mit Torwart Manuel Neuer und Hummels in der Sturmspitze alles nach vorne, doch vieles blieb Stückwerk. Gegen diese Italiener ist ein Zwei-Tore-Rückstand einfach nicht aufzuholen.
Marcus Krämer