(Seite 4 von 5)
Auf Profiebene reagieren viele Verantwortliche der Bundesligaclubs nun mit Forderungen nach noch mehr Härte gegen die Fans. Während die Polizeigewerkschaften einmal mehr die Chance sahen, Forderungen nach dem kompletten Ausschluss von Fans von "Problemspielen" zu erheben oder diese gar gleich ganz abzusagen ("Man müsste einfach mal sagen: Schluss, Ende, aus", so der GdP-Vorsitzende Bernhard Witthaut in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung), will Hannover 96-Präsident Martin Kind höhere Eintrittspreise von Ultrafans nehmen, denn diese verursachten ja auch mehr Kosten.
Noch weiter will Eintracht Frankfurts in dieser Hinsicht gebeutelter Vorstand Heribert Bruchhagen gehen: Er wünschte sich gegenüber dem Sportinformationsdienst, "dass alle Klubs keine Jahreskarten mehr an bekennende Ultras abgeben".
Polizei: Kultur abgewöhnen
Einen noch weiter reichenden Vorschlag machte Friedrich Eichele, Präsident der Bundesbereitschaftspolizei, in der Süddeutschen Zeitung: "Politik und Gesellschaft sollten auf die Fanszene einwirken und erreichen, dass sie Pyrotechnik nicht länger als Teil ihrer Kultur betrachtet". Ob das durch den Einsatz von Aversionstherapie wie in "Clockwork Orange" passieren soll, ließ der Beamte zunächst offen, weshalb die Erfolgsaussichten eines solchen Unterfangens an dieser Stelle nicht bewertet werden können.
Zusammengefasst lässt sich die Entwicklung der letzten Wochen so formulieren: Fans fordern eine begrenzte Legalisierung von Pyrotechnik, der Verband lehnt jedes Entgegenkommen ab, die Pyro-Freunde unter den Fans reagieren mit noch verstärkterem Einsatz von Bengalos. Als Reaktion darauf (und auf andere, tatsächlich kriminelle Vorfälle, die aber als Aspekte der gleichen Problematik gehandelt werden), soll nun landauf, landab noch kompromissloser gegen Ultras vorgegangen werden.
Dass dieses Vorgehen (wenn es denn mehr ist als nur das Äußern von gerade medial angesagten Floskeln), zu einer Reduzierung von Gewalt im Umfeld von Spielen oder einem Verschwinden von Pyrotechnik führen wird, ist nach jetzigem Stand eher unwahrscheinlich.
Was kann man besser machen?
Wo lägen alternative Lösungsansätze? Im Prinzip hat die Initiative "Pyrotechnik legalisieren" gezeigt, welch disziplinierende Kraft ein dialogisches Vorgehen auf zumindest weite Teile der Fanszene haben kann. Eine pauschale Frontstellung gegen "die Ultras" zu skizzieren, wie Bruchhagen, kann demgegenüber Solidarisierungseffekte großer Teile der Anhänger nach sich ziehen.