Severin Freund spreizte die Finger zum Victory-Zeichen, dann fiel der Skisprung-Weltmeister seinen Teamkollegen in die Arme und ließ sich ausgiebig feiern: Die DSV-Adler haben wie im Vorjahr den Team-Wettbewerb in Klingenthal gewonnen und einen perfekten Start in die Saison hingelegt. Freund, der ebenfalls starke Richard Freitag, Andreas Wellinger und Andreas Wank siegten nach einer Aufholjagd mit 1021,9 Punkten klar vor Slowenien (1001,5).
"Der erste Schritt ist gemacht, wir sind gut in den Winter gekommen. Dass es am Ende für uns gereicht hat, war genial", sagte der wie Freund überragende Lokalmatador Freitag: "Man hat gesehen, dass wir gut drauf sind. Jetzt gilt es, in den kommenden Wettkämpfen genau da weiter zu machen."
Allen voran Freund (Rastbüchl) knüpfte mit 138 und 136 Metern nahtlos an seine starke vergangene Saison an. Einen blendenden Eindruck hinterließ jedoch auch Peter Prevc. Freunds Dauer-Konkurrent kam auf 139 und 132 m, musste sich mit Slowenien nach langer Führung aber noch geschlagen geben. Dritter wurde mit großem Rückstand Österreich (934,2).
"Freund und Prevc waren heute eindeutig die besten Springer. Besonders der zweite Sprung von Richard Freitag war aber ebenfalls fantastisch", sagte Bundestrainer Werner Schuster über den Lokalmatador aus Sachsen, der das deutsche Team erstmals in Führung gebracht hatte. Freitag war in beiden Durchgängen stärkster Springer seiner Gruppe und meldete ebenso wie Freund und Prevc Ambitionen auf einen Sieg im Einzel am Sonntag an.
Vor 7231 am Ende begeisterten Zuschauern in der Vogtland Arena hatte Olympiasieger Deutschland allerdings einen mäßigen Start erwischt: Nach einer verpatzten Landung von Wellinger (Ruhpolding) lagen die Gastgeber nur auf dem fünften Rang. Wank (Hinterzarten), Freitag (Aue) und Freund starteten jedoch eine Aufholjagd, die zur Halbzeit mit Rang zwei hinter Slowenien belohnt wurde.
Im zweiten Durchgang hielten Wellinger und Wank, der den Vorzug vor Stephan Leyhe und Marinus Kraus erhalten hatte, zunächst den zweiten Rang. "Im ersten Durchgang war ich zu früh dran, der zweite Sprung ging dafür in die richtige Richtung", sagte der erst 20 Jahre alte Wellinger. Freitag brachte das DSV-Quartett anschließend mit seinem von Schuster gefeierten Satz auf 138 m in Führung, die Schlussspringer Freund sogar noch ausbaute.
Österreich nur auf Rang Drei
Rang drei sicherte sich trotz einer schwachen Vorstellung von Superstar Gregor Schlierenzauer Deutschlands Rivale Österreich. "Bei meinen Sprüngen war sicher noch Luft nach oben. Aber ich bin gut gerüstet und mache mir keinen Kopf", sagte Schlierenzauer. Vierter wurde Japan mit Oldie Noriaki Kasai (906,5) vor Tschechien (875,6) und Polen (869,0). Weltmeister Norwegen musste sich nach einer Disqualifikation von Weltrekordler Anders Fannemel mit Rang neun begnügen.
Dem Wettkampf war ein wahrer Kraftakt vorausgegangen: In der Nacht sanken die Temperaturen erstmals unter den Gefrierpunkt, um 5.30 Uhr begannen 120 Helfer mit der Präparierung der Schanze. "Das war eine Knochenarbeit, aber das Ergebnis spricht für sich", sagte Manfred Deckert, Präsident des VSC Klingenthal.
Somit steht auch dem ersten Einzel-Wettbewerb der Saison am Sonntag (14.00 Uhr im LIVETICKER) nichts mehr im Wege. "Wenn wir dort einen weiteren Podestplatz erreichen, wäre das ein optimaler Start", sagte Schuster.