Der erste Matchball - eher kläglich vergeben. Mindestens eine Woche muss der FC Bayern noch auf den historischen vierten Meistertitel nacheinander warten, doch das war nach der ersten Enttäuschung über das weitgehend blutleere 1:1 (1:0) der Münchner gegen Borussia Mönchengladbach doch eher Nebensache. "Wir müssen hier am Dienstag ein richtiges Feuerwerk abbrennen", sagte Torschütze Thomas Müller. Klar, was wichtiger ist als die vorzeitiger Meisterfeier: das Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen Atletico Madrid.
Auch der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, der so ganz nebenbei berichtete, dass es die Bayern waren, die Mats Hummels von Borussia Dortmund auf einen möglichen Wechsel nach München angesprochen hatten, blickte zügig voraus. "Das Spiel am Dienstag ist für uns von überragender Bedeutung, da wollen wir alles in die Waagschale werfen", betonte er.
Inwieweit das Franck Ribery kann, ist vorerst fraglich: Der Franzose meldete sich am Samstag mit Rückenproblemen ab. "Ich weiß es nicht", sagte Trainer Pep Guardiola auf die Frage, ob Ribery rechtzeitig fit werde.
Guardiola mochte ansonsten ebenfalls nicht so tun, als breche die Welt zusammen, weil der Gladbacher Andre Hahn (72.) noch den Partycrasher für die ohnehin nicht geplante Meisterfeier der Bayern mimte. Der Trainer hatte eh nur eine B-Mannschaft auflaufen lassen - entsprechend zügig handelte er das Spiel ab: "Natürlich wollten wir heute gewinnen für unsere Fans, für die Leute. Wir brauchen jetzt noch einen Punkt, ein Unentschieden oder einen Sieg für die Meisterschaft. Aber jetzt ist auch Zeit, sich auf Atletico Madrid zu konzentrieren."
"Es fehlt die Leichtigkeit"
Das Spiel gegen die widerborstigen, aber weitgehend harmlosen Gladbacher war für kommenden Dienstag kein Maßstab. Gleich auf acht Positionen hatte Guardiola seine Mannschaft nach dem 0:1 im Hinspiel in Madrid verändert - unter anderem gab Jerome Boateng nach etwas mehr als drei Monaten Verletzungspause ein Comeback. Er konnte ebensowenig überzeugen wie die meisten der Mitspieler, ausgenommen Müller, dessen Treffer zum 1:0 (6.) für lange Zeit der einzige Höhepunkt eines faden Spiels war, ehe der gute Hahn die Schlafmützigkeit der Münchner nutzte.
"Am Dienstag wird es natürlich ein anderes Spiel", betonte Guardiola, "wir müssen besser spielen, aber es ist ein anderes Spiel, ein anderer Wettbewerb." Wenn die Münchner überhaupt eine Erkenntnis gewannen außer der Tatsache, dass die Meisterfeier erst mal aufgeschoben ist, dann diese von Müller: "Es fehlt ein bisschen die Leichtigkeit. Wir stehen als Mannschaft zwar gut zusammen, aber es geht nicht so locker von der Hand. Wir suchen nach der besonderen Zutat, die uns zu dieser Leichtigkeit verhilft." Bis Dienstag bleibt dafür nicht viel Zeit.
Weitaus entspannter als die unter Hochspannung stehenden Bayern verließen die Gladbacher die Arena in München. Zum zehnten Mal nacheinander blieben sie auswärts sieglos, aber der Punktgewinn erhält den Fohlen die Chance, bis zum Saisonende im Kampf um den vierten Platz mitzumischen. "Es ist eine große Leistung der Mannschaft", sagte Trainer Andre Schubert in erkennbar aufgekratzter Stimmung, "dass wir noch um die Champions League mitspielen dürfen." Dem FC Bayern wünschte er zugleich "alles, alles erdenklich Gute für die kommende Woche" und "dass sie all ihre Ziele erreichen".