Doppelstarts von Fußball-Profis bei der EURO in Frankreich und Olympia in Rio de Janeiro wird es 2016 aller Voraussicht nach nicht geben. "Nein, das kann ich mir angesichts der Terminkonstellation fast nicht vorstellen. Das würde schwierig", sagte Bundestrainer Joachim Löw dem kicker.
Vom 10. Juni bis 10. Juli 2016 steigt die Fußball-EM, vom 3. bis 20. August schließlich das olympische Fußballturnier, für das sich Deutschland durch den Halbfinal-Einzug der U21-Junioren bei der EM erstmals seit 1988 qualifiziert hat.
Grundsätzlich habe man aber "das Bestreben, die bestmögliche Mannschaft nach Rio zu schicken, wie immer die auch aussehen wird", versicherte Löw: "Das gilt es natürlich auch, mit der Liga und den Vereinen diese Terminproblematik zu bewältigen."
Löw findet Hype übertrieben
Dagegen sieht er den Hype um die Vielzahl deutscher Supertalente als übertrieben an. "Grundsätzlich ist es so, dass wir eine Reihe von jungen, sehr talentierten Spielern haben - aber es sind nicht so viele, wie alle denken", sagte er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung: "Da muss man auch mal mahnend den Finger heben. Viele glauben, in Deutschland gäbe es Talente wie Sand am Meer. Das stimmt nicht. Wir reden hier vom Maßstab Weltklasse, nicht von einem guten Bundesligaspieler."
Ein Einsatz des inzwischen in Deutschland eingebürgerten Brasilianers Rafinhas ist dennoch kein Thema - obwohl der Bayern-Profi auf der Problemposition des Rechtsverteidigers spielt. "Das war und ist für uns kein Thema", sagte Löw der SZ und dem kicker: "Wir haben auch in der Vergangenheit Einbürgerungsanträge von Spielern nicht über die Nationalmannschaft forciert."
"Zweierlei Gruppen im Kader"
Als künftige Kandidaten nannte Löw den Stuttgarter Stürmer Daniel Ginczek, der schon "seit einiger Zeit unter unserer Beobachtung steht" und der "vielleicht mal ein Thema" werde. Zudem nannte er die Mittelfeld-Talente Julian Brandt (Bayer Leverkusen) und Leon Goretzka (Schalke 04): "Das sind Spieler, bei denen ich erwarte, dass sie im nächsten Jahr oder in den nächsten beiden Jahren einen richtigen Sprung machen."
Das erwarte er auch von Julian Draxler, dem er im Nebensatz sogar fast das Prädikat des echten Weltmeisters absprach. "Wir haben zweierlei Gruppen im Kader: Die Spieler, die noch jung, aber schon Weltmeister sind", äußerte der 55-Jährige und nannte dann Toni Kroos, Mats Hummels, Thomas Müller, Jerome Boateng und Mesut Özil: "Und die andere Gruppe: Dazu gehören Reus, der die WM verpasst hat, und auch Draxler, obwohl er in Brasilien dabei war." Bei der WM war der 21-Jährige nur beim 7:1 im Halbfinale gegen den Gastgeber für eine Viertelstunde zum Einsatz gekommen.