Kenenisa Bekele verpasste den Weltrekord nur um einen Wimpernschlag, doch Berlin machte dem Ruf als schnellste Marathon-Strecke der Welt wieder alle Ehre. Der dreimalige Bahn-Olympiasieger aus Äthiopien lief in 2:03:03 Stunden die zweitbeste Zeit der Geschichte und war damit nur sechs Sekunden langsamer als Dennis Kimetto (Kenia/2:02:57) bei seinem Berlin-Sieg 2014.
Zweiter wurde nach einem spannenden Duell der Kenianer Wilson Kipsang. Der ehemalige Weltrekordler und Berlin-Sieger von 2013 lieferte in 2:03:13 ebenfalls eine Weltklassezeit ab.
"Ich wollte unbedingt Bestleistung laufen, das ist fantastisch. Am Ende bin ich aber ein bisschen enttäuscht, dass es mit dem Weltrekord nicht ganz hingehauen hat", sagte Bekele nach seinem größten Sieg über die 42,195 Kilometer, im rbb. "Ich wollte unbedingt Weltrekord laufen, deshalb bin ich ein bisschen enttäuscht", sagte Kipsang, der erst auf dem letzten Kilometer von Bekele distanziert wurde.
Der Weltrekordhalter über 5.000 und 10.000 Meter bekam für seinen Erfolg insgesamt 70.000 Euro an Prämien. Weitere 50.000 Euro hätte es für einen Weltrekord gegeben - doch eine neue Bestzeit verhinderte wohl das spannende Duell um den Sieg. Wenige Kilometer vor dem Ziel hatten sich die beiden Topläufer einige Zeit belauert und so wohl die entscheidenden Sekunden verloren.
Kebede gewinnt bei den Frauen
Steffen Uliczka (Kiel) kam als bester Deutscher mit persönlicher Bestleistung von 2:15:02 auf Platz 16 ins Ziel. Bei den Frauen gewann Aberu Kebede (Äthiopien/2:20:45). Katharina Heinig (Frankfurt), Tochter von Katrin Dörre-Heinig, kam 22 Jahre nach dem Sieg ihrer Mutter in 2:28:34 als starke Fünfte ins Ziel. "Ich wollte unter 2:30 laufen", sagte Heinig der ARD: "Es ist bombastisch."
Pünktlich um 9.15 Uhr hatte der Regierende Bürgermeister Michael Müller zusammen mit der ehemaligen Weltklasse-Läuferin und dreimaligen Berlin-Siegerin Uta Pippig auf der Straße des 17. Juni den Startschuss zur 43. Auflage gegeben. Bei fast optimalen Bedingungen von Temperaturen um zehn Grad Celsius, Sonnenschein und wenig Wind.
Und die Spitzengruppe ließ zu Beginn keinen Zweifel am Ziel Weltrekord. "Für mich ist der Plan einfach: Ich laufe Weltrekord-Tempo", hatte Kipsang im Vorfeld erklärt - es wurde sogar schneller. Auf den ersten zehn Kilometern waren die Top-Läufer teilweise deutlich unter der Weltrekord-Zwischenzeit.
Schlussspurt beschert Bekele den Sieg
Vor rund einer Million Zuschauern blieb die Spitzengruppe schnell - obwohl die Tempomacher bereits vor der 20-Kilometer-Marke nicht mehr zu sehen waren. Der bislang unbekannte Kenianer Geoffrey Ronoh führte die sieben verbliebenen Topläufer zu einer Halbmarathonzeit von 61:11 Minuten - fast 20 Sekunden schneller als vorher geplant. Bei Kilometer 27 war die Gruppe auf fünf geschrumpft, Ronoh fiel zurück. Die Gruppe um Kipsang war nun auf sich alleine gestellt.
Bei Kilometer 30 testete Kipsang erstmals die Konkurrenz. Er setzte sich leicht ab, doch Bekele kam wieder heran. Wenig später drückte der Kenianer erneut aufs Tempo, distanzierte seinen einzig verbliebenen Konkurrenten - doch Bekele lief erneut heran. Erst etwas mehr als einen Kilometer vor dem Ziel war das spannende Duell entschieden: Bekele zog seinen Schlussspurt an - und gewann.
Am Samstag war der Marathon der Inline-Skater von einem tragischen Zwischenfall überschattet worden. Ein 58 Jahre alter Teilnehmer starb aus bisher ungeklärten Gründen.