Radprofi John Degenkolb hat zum Abschluss der Straßenrad-WM im amerikanischen Richmond/Virginia einen historischen Coup verpasst. Der 26-Jährige musste sich im Straßenrennen nach 261,4 km auf der Governor Street dem Slowaken Peter Sagan geschlagen geben und fuhr auch am Podium vorbei. Damit bleibt der WM-Triumph von Rudi Altig vor 49 Jahren weiterhin der bislang letzte eines deutschen Fahrers.
Für Degenkolb wäre WM-Gold die Krönung einer grandiosen Saison gewesen. Im Frühjahr hatte der gebürtige Geraer bereits die Klassiker Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix gewonnen und war auch deshalb als einer der Mitfavoriten angetreten.
Im Finale reichten aber seine Kräfte nicht, und Degenkolb landete nach einer dennoch sehr auffälligen Leistung nur auf Rang 29. "Die Enttäuschung ist ziemlich groß. Ich habe mein Bestes gegeben, am Ende war es leider nicht genug", sagte Degenkolb. Silber und Bronze gingen an Michael Matthews (Australien) und Ramunas Navardauskas (Litauen).
Sagan timte seinen Angriff besser als Degenkolb und spielte seine ganze Cleverness aus. Degenkolb war in der Schlussrunde am Libby Hill eine Attacke mitgegangen und schien in einer perfekten Position zu sein. Doch die Verfolger schlossen wieder auf und als auch Sagan an der giftigen 23rd Street beschleunigte, konnte der deutsche Kapitän das Hinterrad nicht halten.
Für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) endeten die Titelkämpfe damit mit einmal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze. "Der deutsche Radsport hat sich von seiner besten Seite gezeigt und eindrucksvoll untermauert, dass er zur Weltspitze gehört", bilanzierte BDR-Sportdirektor Patrick Moster trotz des bitteren Schlussrennens und der Zeitfahr-Enttäuschung bei Tony Martin.
Im kommenden Jahr wird die WM erst Mitte Oktober und damit etwas später als gewohnt ausgetragen. Dann ist das Emirat Katar erstmals Gastgeber.