Joachim Löw hat seinem Kapitän Bastian Schweinsteiger Hoffnung auf einen Einsatz in der Startelf des Weltmeisters im EM-Viertelfinale am Samstag in Bordeaux gegen Italien (21 Uhr im LIVETICKER) gemacht. "Er ist wieder in der Lage, von Beginn an zu spielen", sagte der Bundestrainer am Dienstag im EM-Quartier der DFB-Auswahl in Evian.
Schweinsteiger hatte sich unmittelbar nach dem 3:0 im Achtelfinale gegen die Slowakei am Sonntag selbst für einen Einsatz vom Start weg ins Gespräch gebracht. "Ich würde mir schon zutrauen, von Anfang an zu spielen. Ich fühle mich gut", so der 31-Jährige, der bei der EURO in Frankreich infolge einer langen Verletzungspause bislang nur als Kurzarbeiter in Erscheinung getreten ist.
Gegen die Slowakei war der Mittelfeldspieler von Manchester United in der 76. Minute eingewechselt worden. Zum Turnierauftakt hatte Schweinsteiger kurz nach seiner Einwechslung gegen die Ukraine in der Nachspielzeit das Tor zum 2:0-Endstand erzielt, und gegen Nordirland war der Kapitän im letzten Gruppenspiel in der 69. Minute eingewechselt worden. Mit nunmehr 16 Einsätzen ist der frühere Bayern-Profi deutscher EM-Rekordspieler vor Philipp Lahm (14), seinem Vorgänger als DFB-Spielführer.
Vorbild für die jungen Spieler
Löw lobte vier Tage vor dem Halbfinale zudem noch einmal die Qualitäten seines Spielführers außerhalb des Platzes. "Er spricht viel mit den jüngeren Spielern und bringt sich immer ein. Am Montag hatte er ein sehr langes Gespräch mit Mario Götze. Bastian ist innerhalb der Mannschaft sehr aktiv", berichtete Löw, der auch die Rolle von Schweinsteiger-Kumpel Lukas Podolski hervorhob: "Podolski und Schweinsteiger sind für die Mannschaft Gold wert"
Beide seien mit ihren jeweils mehr als 100 Länderspielen ein Vorbild für die jungen Spieler, die zu ihnen aufschauen, so Löw. Deshalb habe er sich auch besonders darüber gefreut, dass Podolski (31) bei seinem ersten EM-Einsatz in Frankreich gegen die Slowaken bei jedem Ballkontakt und auch nach dem Abpfiff von den Fans gefeiert wurde.
Alle Spieler sind fit
Personell kann der Bundestrainer gegen Italien aus dem Vollen schöpfen: "Am Samstag werden uns alle Spieler zur Verfügung stehen", sagte Löw.
Jerome Boateng, Sami Khedira, Julian Draxler und Mats Hummels, die alle nach dem 3:0 im Achtelfinale am vergangenen Sonntag in Lille gegen die Slowakei über "kleinere Blessuren" geklagt haben, hätten keine Probleme mehr, berichtete Löw und lobte in diesem Zusammenhang die medizinische Abteilung: "Unser Ärzte und Physios haben wieder mal hervorragende Arbeit geleistet."
"Gutes Gefühl"
Dies verringert allerdings die Einsatzchancen derjenigen , die bisher noch nicht gespielt haben. Über die Reservisten sagte Löw: "Diese Spieler haben der Mannschaft so viel gegeben und sich so klasse verhalten. Ich möchte keinen auch nur eine einzige Minute missen. Das zeigt mir, dass wir bei der Auswahl unseres Kaders goldrichtig lagen."
Er wisse, dass er jeden der bislang noch nicht eingesetzten Spieler problemlos bei der EM bringen könne: "Das ist ein gutes Gefühl."
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Zudem hatte Joachim Löw nach öffentlichen Diskussionen über sein Verhalten und das des italienischen Kollegen Antonio Conte um Verständnis geworben. "Am Spielfeldrand passieren manchmal Dinge im Unterbewusstsein", sagte der 56-Jährige: "Wir Trainer leiden mit. Wenn Conte oder ich nachher Bilder sehen, fragen wir uns: Sind wir das wirklich?"
Ärger ist logisch
Von Löw hatte die 90 Minuten gnadenlos auf die Coaches gerichtete Trainer-Cam zuletzt zweimal für Internet-Hits gesorgt, als der Bundestrainer sich in die Hose oder unter die Arme gegriffen hatte.
Auch das Verhalten Contes, der beim 2:0 von Deutschlands-Viertelfinal-Gegner Italien gegen Spanien wurde heftig diskutiert. Er hatte während der gesamten 90 Minuten wild gestikuliert. "Es ist logisch, dass ein Trainer sich manchmal ärgert, auch mal den Ball wegkickt", äußerte Löw: "Das sind Emotionen. Wir sind bei der Arbeit, da wird es manchmal hitzig. Wenn wir zwei Chancen vergeben, könnte ich mir auch in die Faust beißen."
Auf der Pressekonferenz war auch die Sansation Islands ein Thema: "Das war für mich eine große Überraschung", sagte Löw und ergänzte: "Island hat sehr, sehr gut gespielt. Wie sie mutig und selbstbewusst nach vorne gespielt haben, das war schon klasse."