Andy Murray ist der erste britische Grand-Slam-Sieger seit 1936. Der ewige Vierte im Konzert der Tennisgrößen hat einen Reifeprozess durchgemacht, an dem auch sein Trainer Ivan Lendl großen Anteil hat. Der Schotte will nun Federer, Nadal und Djokovic das Fürchten lehren.
Nach 4 Stunden und 54 Minuten hatte Andy Murray den Weltranglisten-Zweiten Novak Djokovic vor 23.000 Zuschauern im größten Tennisstadion der Welt mit 7:6 (12:10), 7:5, 2:6, 3:6, 6:2 niedergekämpft. Das Match war zusammen mit der Begegnung von 1988 zwischen Mats Wilander und Ivan Lendl das längste Finale der US-Open.
Der Schotte Andy Murray konnte mit seinem ersten Grand-Slam-Titel überhaupt Tennisgeschichte schreiben. Murray ist der erste britische Grand-Slam-Sieger seit Fred Perry im Jahr 1936. Aber gehört Andy Murray nun auch endgültig zu den ganz Großen des Tennis?
Mischt Murray im Konzert der Großen mit?
Es war ein denkwürdiger Montagabend im New Yorker Stadtteil Queens. In den vergangenen siebeneinhalb Jahren spielten in 29 von 30 Fällen Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic die Titel bei den großen Festspielen unter sich aus. Nun hat sich neben dem eher zufälligen US-Open-Sieger von 2009, Juan Martin del Potro, auch Murray in die Liste der Besten der Besten eingetragen. Zieht nun ein vierter Spieler dauerhaft in die Weltspitze des Herren-Tennis ein?
"Die drei haben in den letzten Jahren Unglaubliches geleistet. Es war schwer, da ranzukommen", sagte Murray. "Aber natürlich will ich versuchen, die Nummer eins zu werden." Andy Murrays Erfolge in der Weltspitze waren bisher meist zweite Plätze. Insgesamt erreichte er bei den vier wichtigsten Turnieren fünf Mal das Endspiel.
Er verlor im Finale der US Open 2008, der Australian Open 2010 und 2011 sowie 2012 in Wimbledon. Der Schotte nahm allerdings im letzten Jahr eine entscheidende Veränderung vor: Er verpflichtete den früheren Weltstar im Tennis, Ivan Lendl, als Trainer.
Ivan Lendl und das Siegergen
Seit dem 31. Dezember 2011 ist Ivan Lendl Trainer von Andy Murray. 2012 ging Murray zum vierten Mal als Nummer vier der Welt in die Saison. Bereits Anfang Januar zeigte die pure Anwesenheit von Lendl einen ersten positiven Effekt und Andy Murray holte den Turniersieg in Brisbane. "Allein in die Box zu schauen und ihn dort sitzen zu sehen, hilft", so Murray, doch zunächst ging es weiter wie zuvor und Murray verlor das Halbfinale der Australian Open gegen Djokovic.
Lendl arbeitete vor allem an mentalen Dingen. Murray fehlte der nötige Biss und die richtige Siegermentalität. In den entscheidenden Momenten mangelte es ihm oft an einem gewissen Killerinstinkt. Und tatsächlich änderte Murray sein Auftreten. "Er ist über Nacht zum Mann gereift", beschrieb es der frühere britische Davis Cup-Kapitän John Lloyd gegenüber dailymail.co.uk. Wo Murray früher ewig lamentiert oder wüst seine Box bepöbelt hätte, schmeißt er mittlerweile höchstens mal das Raquet. Seine Konzentration richtet er nun lieber auf das Wesentliche.
Andy Murray hat einen Reifeprozess durchgemacht
So überstand er den Satzrückstand gegen Ryan Harrison in der ersten Runde der Australian Open unbeschadet und zwang Novak Djokovic im Halbfinale über fünf grandiose Sätze. "Wenn dieser Reifeprozess schon das Ergebnis der kurzen Zusammenarbeit mit Ivan Lendl ist, dann können wir in diesem Jahr von Murray noch einiges erwarten", schrieb sportal-de-Tennisexperte Malte Asmus im Februar. Es folgte der Rückschlag aufgrund von Rückenproblemen, doch in Wimbledon war Andy Murray wieder zur Stelle und erreichte als erster Brite seit Bunny Austin 1938 das Endspiel von Wimbledon.
Es reichte nicht zum Sieg gegen Roger Federer, der zum siebten Mal in Wimbledon gewann. Doch bei den Olympischen Spielen zahlte Andy Murray es seinem Kontrahenten heim. Murray gewann fast spielend leicht mit 6:2, 6:1, 6:4 und wurde vom fanatischen Publikum auf dem Centre Court gefeiert. Nur einen Monat später folgte dann endlich der erste Grand-Slam-Titel für Murray.
Murray und Lendl bald die Nummer 1?
"Daraufhin habe ich die letzten 10 Jahre gearbeitet", so Murray laut BBC. "Es bedeutet alles für mich." Nach dem Schlüssel zum Sieg gefragt, sagte er: "Ich habe mich stetig weiterentwickelt. Ich habe hart gearbeitet, auch nach niederschmetternden Niederlagen, und habe ein tolles Team um mich herum." Natürlich kam auch nach dem Sieg die Sprache auf Ivan Lendl.
"Er hat seinen Namen drei Mal auf diese Trophäe gebracht und stand acht Mal hintereinander im Finale der US Open. Es hat mir sehr geholfen ihn in meinem Team zu haben", sagte Andy Murray dankbar. Aus dem ewigen Zweiten scheint ein Sieger geworden zu sein. Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic müssen sich warm anziehen.