Bruno Labbadia ballte kurz die Faust und verschwand sofort in der Kabine, seine Profis trotteten völlig abgekämpft, aber glücklich über den Rasen. Dem "Sudden Death" war der Bundesliga-Dino gerade noch einmal von der Schippe gesprungen, doch der Überlebenskampf geht schon am Donnerstag in der Relegation weiter.
Und deshalb schaltete der Trainer des Hamburger SV nach dem so wichtigen 2:0 (0:0)-Sieg gegen Schalke 04 auch sofort wieder in den Angriffsmodus um. "Wir brauchen noch zwei Kraftakte, aber ab jetzt sind wir nicht mehr von anderen abhängig, das ist gut", sagte der Coach kämpferisch und optimistisch zugleich.
Denn mit einer engagierten Leistung und Toren von Ivica Olic (49.) und Slobodan Rajkovic (58.) verließen die Hanseaten nicht nur den 17. Tabellenplatz, sie eroberten auch ihre Fans zurück, von denen so mancher nicht mehr an die Rettung glauben mochte. Ein organisiertes Fan-Spalier für den Mannschaftsbus auf dem Weg zum Stadion erzeugte sogar beim hartgesottenen Abwehrrecken Heiko Westermann ein "Gänsehaut-Feeling".
Optimismus in Hamburg
Fast noch erleichterter als der 31-Jährige war Sportdirektor Peter Knäbel. Als Interimscoach hatte der Ex-Profi mit null Punkten und null Toren aus zwei Spielen die sportliche Talfahrt der Norddeutschen im April noch beschleunigt. Daher wollte er sich nur zu gern mit einem Glas Wein in der Hand am Abend ein kurzes Durchatmen gönnen: "Klar ist aber, dass wir uns nur eine Extrarunde erarbeitet haben, die kein Selbstläufer wird."
Doch der Optimismus ist groß in der Hansestadt, dass man sich eine Zitterei wie im Vorjahr gegen die SpVgg Greuther Fürth (0:0, 1:1) ersparen kann. "Damals hatten wir kein Selbstvertrauen, jetzt haben wir eine intakte Mannschaft", analysierte Torhüter Rene Adler.
Die Gäste leisteten nur eine Halbzeit lang ernsthafte Gegenwehr, nach den beiden Gegentoren fiel das Team gehörig auseinander. Mit versteinerten Mienen schlichen sich die Spieler nach dem Schlusspfiff vor den Gästeblock und ertrugen geduldig ein überaus schrilles Pfeifkonzert.
Schalke enttäuscht
Schalke-Trainer Roberto di Matteo hielt sich von den erbosten Fans lieber fern und reagierte eher fatalistisch auf die höchst mittelmäßige Leistung seiner Schützlinge: "Besonders bei den Gegentoren hätten wir aufmerksamer sein müssen, aber wenn erst einmal der Wurm drin ist..."
Wenn es sich der Italiener damit nur nicht zu einfach macht. Auf dem grünen Rasen ist die Saison für die Königsblauen mit einem mageren sechsten Tabellenplatz gelaufen, hinter den Kulissen könnte die sportliche Talfahrt der vergangenen Monate durchaus noch ein Nachspiel haben. Inbesondere die chronische Auswärtsschwäche - kein Sieg in der Rückserie - hat so manchen Entscheidungsträger in Gelsenkirchen mächtig erzürnt.