Niklas Krieg spendete höflich Applaus und gratulierte dem Belgier Gregory Wathelet artig zum Sieg: Der deutsche Nachwuchsreiter hatte nach einem tollen Ritt beim Weltcup-Springen in Leipzig nur hauchdünn die erfolgreiche Titelverteidigung verpasst und musste sich am Ende hinter Wathelet (Belgien) und dem Franzosen Kevin Staut mit Platz drei zufrieden geben.
Vor 8000 Zuschauern jagte der erst 21 Jahre alte Krieg wie im Vorjahr seine Stute Carella durch den Parcours und legte in fehlerfreien 43,76 Sekunden eine Klasse-Zeit vor. Mehr und mehr Reiter scheiterten an der Zeit, am Ende toppten ihn nur noch der EM-Zweite Wathelet auf Coree (41,77) und Mannschafts-Olympiasieger Staut mit Reveur (41,94).
"Er hat einen beeindruckenden Ritt hingelegt. In diesem Weltklasse-Feld Dritter zu werden, ist eine tolle Leistung", lobte Bundestrainer Otto Becker seinen Nachwuchs-Springreiter, dessen Stern mit dem Sensationssieg von Leipzig im vergangenen Jahr aufgegangen war. "Er musste in den letzten Monaten einiges durchmachen, sein Pferd war verletzt. Doch heute hat er gezeigt, dass er wieder da ist", sagte Becker über den Youngster aus Villingen.
Krieg-Leistung für Beerbaum zu viel
Auch Altmeister Ludger Beerbaum kam nicht mehr an die Zeit von Krieg heran. Der viermalige Olympiasieger aus Riesenbeck, der trotz 19 Starts noch nie in Leipzig gewinnen konnte, vermied das letzte Risiko und wurde am Ende im Sattel seines Olympiapferdes Casello (44,22) Vierter.
Neben Krieg beeindruckten in der restlos ausverkauften Messe auch die weiteren "jungen Wilden" aus Deutschland. Guido Klatte (21) aus Lastrup kam mit Qinghai auf Rang sieben, und Maurice Tebbel (Emsbüren) rundete mit Chaccos Son auf Rang 13 das gute Abschneiden der jungen Garde ab. "Sie haben es sich verdient, weil sie wirklich starke Runden geritten sind", urteilte Becker.
Wulff will Finale austragen
Kein glückliches Wochenende erwischte der Weltranglistenerste Daniel Deußer. Der gebürtige Hesse und Wahl-Belgier stürzte in der Qualifikation und musste sich im Finale im Sattel von Equita mit Rang 16 begnügen. Mitfavorit Marcus Ehning brachte sich selbst um den Lohn. Der dreimalige Weltcup-Sieger ließ im Sattel von Gin Chin im Umlauf gleich am ersten Hindernis die Stange purzeln und schied aus.
Leipzig ist die zehnte Etappe im diesjährigen Weltcup. Es folgen die Turniere in Zürich/Schweiz, Bordeaux/Frankreich und Göteborg/Schweden, ehe vom 17. März bis 2. April in Ohama im US-Bundesstaat Nebraska der Gesamtsieger gekürt wird.
Das Turnier in Leipzig bleibt anders als die meisten Reitevents in Deutschland auf Wachstumskurs. Zur 20. Austragung strömten 71.000 Besucher in die Messe und sprengten damit die bisherige Bestmarke (66.000). Nach Wunsch von Turniermacher Volker Wulff soll in der Messe nach 2002 und 2011 bald auch wieder das Weltcup-Finale der Hallenserie stattfinden.