Ferrari kämpft weiter um den Anschluss in der Königsklasse. Zwar war Platz drei von Fernando Alonso in China ein kleiner Hoffnungsschimmer, doch die Situation bei der Scuderia bleibt angespannt.
Es war nur ein kleiner Abstecher von Ross Brawn auf einer Urlaubstour nach Maranello, und schon schossen rund um Ferrari die Spekulationen ins Kraut. Letztlich musste der Brite eine mögliche Rückkehr zur Scuderia offiziell dementieren, er wolle mit seinen Freunden lediglich "so viele Weingüter wie möglich besuchen".
Eine amüsante Anekdote vielleicht, aber auch ein deutliches Indiz dafür, wie sensibel das Umfeld rund um das Traditionsteam auf jede Kleinigkeit reagiert. Spätestens seit der Absetzung von Teamchef Stefano Domenicali und der Installation des Formel-1-fremden Marco Mattiacci als dessen Nachfolger scheint bei der Scuderia alles möglich zu sein, selbst die Rückkehr des Rentners Ross Brawn.
Es wäre also durchaus die richtige Zeit, wieder sportlich Schlagzeilen zu schreiben, doch dass ausgerechnet am kommenden Wochenende beim Großen Preis von Spanien in Barcelona Ex-Weltmeister Fernando Alonso seinen Vorjahres-Triumph wiederholt und Kimi Räikkönen endlich aus seiner Lethargie erwacht, scheint eher unwahrscheinlich.
Scuderia redet Fahrer stark
Natürlich reden sie ihr Fahrerduo bei Ferrari stark. James Allison, der technische Direktor, meint, man könne sich "wirklich glücklich schätzen, zwei so gute Fahrer zu haben", und dass "Fernando sich wieder auf einem außergewöhnlich guten Leistungsniveau bewegt". Und Allison ist auch überzeugt, dass "es nicht mehr lange dauern wird", bis Räikkönen endlich vorzeigbare Ergebnisse liefert. Aber angesichts der Vorstellungen in den ersten vier Rennen klingt das eher wie das berühmte Pfeifen im Walde.Ferrari wird wie alle anderen Teams zum Europaauftakt ein runderneuertes Auto präsentieren. Aber es gab so viele Baustellen am F14T, dass kaum alle Probleme gelöst worden sind. "Es gibt kein Gebiet, auf dem wir richtig schwach sind, aber wir müssen überall besser werden", sagt Alonso. Italienische Medien spekulieren zudem, dass zu schmale Seitenkästen für zu wenig Abtrieb sorgen.
Ex-Weltmeister Alonso, der sich nach den Jahren der Vettel-Dominanz von der neuen Turbo-Ära sicherlich mehr versprochen hatte, als wieder nur die zweite oder dritte Geige im Konzert der Top-Teams zu spielen, gibt sich derzeit auch wenig optimistisch. "Wir wissen, dass der Abstand zur Spitze erheblich ist", sagte der Spanier und machte sich auch keine Illusionen, dass "die Konkurrenz die Zeit seit dem China-Rennen mit den Füßen auf dem Sofa verbracht hat".
Maldonado: Alonso "komplettester aller Fahrer"
Mut macht dem Asturier ausgerechnet Lotus-Pilot Pastor Maldonado, der 2012 in Barcelona im direkten Duell mit dem zweimaligen Champion seinen ersten und bisher einzigen Sieg feierte. "Mit Fernando hat Ferrari den vielleicht komplettesten aller Formel-1-Fahrer. Ein Sieg ist schwierig, er muss weiter in Ruhe arbeiten und auf den richtigen Moment warten", sagte der Venezolaner in Madrid.Die Frage ist nur, ob der richtige Moment für Ferraris Befreiungsschlag nach fünf titellosen Jahren nicht schon längst verstrichen ist. Zwar ist die Scuderia endlich auf Augenhöhe mit Red Bull, doch gemeinsam hechelt man den Silberpfeilen hinterher. Mercedes hat es den Italiern vorgemacht, wie man in eine neue Ära startet. Vielleicht wäre also eine Verpflichtung des ehemaligen Teamchefs der Silbernen doch keine so schlechte Idee. Ross Brawn wird bestimmt bei Gelegenheit wieder mal in Maranello vorbeischauen.