Fünf Monate nach dem größten Sprung seines Lebens hat Christian Reif das Kapitel Leistungssport geschlossen. Der Weitsprung-Europameister von 2010, der Ende Mai mit 8,49 m auf Rang zwei der ewigen deutschen Bestenliste geflogen war, erklärte am Dienstag seinen Rückritt.
"Nach eingehender Überlegung und etwas Abstand, bin ich zu dem Entschluss gekommen, meine Leistungssportkarriere zu beenden. Dies ist keine leichte Entscheidung, aber sie ist wohl überlegt und ich habe mir dafür ausreichend Zeit genommen", schrieb Reif bei Facebook: "Ich hatte eine sehr schöne Zeit als Leistungssportler mit tollen Erfolgen, die ich mir zu Beginn meiner Karriere nicht erträumt hätte. Ich beginne jetzt einen neuen Lebensabschnitt, da ich das Gefühl habe, dass die Zeit für eine Veränderung gekommen ist."
Für Reifs Trainer Ulrich Knapp ist der Rücktritt "ein sehr großer Verlust für die deutsche Leichtathletik". "Christian hätte sicherlich sportlich noch Perspektiven gehabt, aber er hat sich für eine berufliche Sicherheit entschieden, das muss man akzeptieren", sagte Knapp dem "SID": "Ich sehe den Rücktritt auf alle Fälle mit zwei weinenden Augen."
Verständnis beim Trainer
Knapp hatte aber Verständnis für die Situation seines Schützlings: "Der Leistungssport ist auch mit einer Unsicherheit behaftet, auch, wenn man über eine Familienplanung nachdenkt. Christian will sich beruflich festigen."Reifs Weg führt in die Wirtschaft. "Künftig werde ich für ein großes Handelsunternehmen im Management tätig sein. Auf diese neue Aufgabe freue ich mich sehr", schrieb der 1,96-m-Mann, der 2010 in Barcelona mit einem Satz auf 8,47 m EM-Gold gewonnen hatte.
Immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen meldete sich Reif, der bei der Hallen-EM 2013 in Göteborg Bronze geholt hatte, im Mai mit seinen 8,49 m eindrucksvoll zurück. Nur um fünf Zentimeter verfehlte er den 34 Jahre alten deutschen Rekord von Lutz Dombrowski.
Bei den deutschen Meisterschaften musste sich Reif, der bei Weltmeisterschaften die Plätze sechs (2013) und sieben (2011) belegt hatte, allerdings dem unterschenkelamputierten Markus Rehm geschlagen geben. Dessen Sieg kam mindestens genauso überraschend wie Reifs Rücktritt.