WADA-Gründungspräsident Dick Pound hat Russland angesichts des Doping- und Manipulationsskandals im Land Tatenlosigkeit vorgeworfen und die russischen Leichtathleten eindringlich vor dem drohenden Ausschluss von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro gewarnt.
"Meine Einschätzung ist, dass Russland zu Olympia nicht zurückkehrt", sagte der einstige Leiter der WADA auf einer Anti-Doping-Konferenz in London: "Der Leichtathletik-Weltverband IAAF und die WADA werden nicht ihre Reputation riskieren, indem sie umkippen oder sich tot stellen." Die IAAF hatte Russlands Leichtathleten angesichts der systematischen Manipulation unbefristet ausgeschlossen.
"Die Russen scheinen anzunehmen, dass sich die Kontroverse in Luft auflöst und sie ohne Frage in Rio starten können", sagte Pound. Statt sich auf die für eine Rückkehr auf die Leichtathletik-Bühne notwendigen Reformen zu konzentrieren, würden die Russen lieber "die Liegestühle auf der Titanic neu anordnen", sagte der 73 Jahre alte Kanadier, es gebe "eine Mauer der Verleugnung" jeglicher Doping-Probleme.
Scharfe Kritik an Sharapova
An Maria Sharapova übte Pound nach ihrer Dopingberichte derweil scharfe Kritik. Ihr Verhalten sei "beispiellos an Unverantwortlichkeit", sagte der einstige Leiter der Welt-Anti-Doping-Agentur der BBC: "Ihr Millionen-Geschäft beruht darauf, in der Lage zu sein, Tennis zu spielen. Und dann nimmt sie etwas, das auf der Liste steht. Das ist ein Riesenfehler, sie hätte einfach informiert sein müssen."
Sharapova hatte am Montag in Los Angeles einen positiven Dopingtest bei den Australian Open im Januar öffentlich gemacht. Bei der Russin war die seit dem 1. Januar 2016 verbotene Substanz Meldonium gefunden worden. Scharapowa erklärte, dass sie das Medikament gegen ihre Diabetes nehme, erstmals habe sie es von ihrem Arzt 2006 verschrieben bekommen, weil sie damals oft krank gewesen sei.
Die Russin gab zwar zu, eine E-Mail mit einem Link zu einer aktuellen Liste der verbotenen Substanzen erhalten zu haben, diesen aber nicht angeklickt zu haben. "Bereits am 20. September 2015 wurde über die Änderung informiert. Sie hatte Oktober, November und Dezember, sich dessen bewusst zu werden", sagte Pound.