Nicolai Müller verdrehte die Augen. "Ooooch", sagte der 28-Jährige nach seinem ersten Doppelpack für den Hamburger SV: "Nächste Frage." Das Thema Nationalmannschaft gefiel dem formstarken Angreifer nach seiner Gala-Vorstellung beim 2:0 (0:0) gegen Hertha BSC überhaupt nicht. Viel lieber sprach Müller über die drei Big-Points im Abstiegskampf.
"Der Sieg ist ein Befreiungsschlag. 31 Punkte sind toll", sagte Müller. Nach zwei Seuchenjahren mit der Rettung in letzter Sekunde dürfen die Hanseaten auf Platz zehn und angesichts von sieben Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang jetzt auf ein ruhigeres Saisonfinale hoffen. Auch weil Ex-Nationalspieler Müller an der Elbe endlich sein ganzes Potenzial abruft.
"Ich habe bisher jede Trainingseinheit in der Rückrunde mitgemacht, fühle mich richtig fit und genieße das Vertrauen des Trainers. Das sind für jeden Spieler wichtige Voraussetzungen", sagte Müller. Dabei verweigert sich der schnelle Außenstürmer dem Trend unter den Angreifern, die Ernährung umzustellen, um die letzten Prozente aus dem Körper herauszukitzeln. "Vegan? Das ist nichts für mich", sagte Müller, der unter Bundestrainer Joachim Löw 2013 zwei Länderspiele bestritt.
Wer wird Deutscher Meister 15/16? - Wetten auf tipp3.de
Nach seinem insgesamt vierten Doppelpack in der Bundesliga setzte sich Müller mit nun sieben Treffern an die Spitze der internen HSV-Torjägerliste. Während Angreifer Pierre-Michel Lasogga schwächelt, zeigt sich Müller derzeit in bester Verfassung. Auch ein Blick in die Statistik macht den Hamburgern Mut: Mit 31 Punkten auf dem Konto nach 25 Spieltagen ist im Drei-Punkte-Zeitalter kein Team mehr abgestiegen.
Mehr Stabilität gefordert
Entsprechend erleichtert waren die Hamburger hinterher nach dem etwas unerwarteten Sieg gegen den Champions-League-Kandidaten. "Intern redet keiner über den Abstiegskampf. Denn wenn man da zu viel drüber spricht und sich Gedanken macht, dann rutscht man dort auch wieder rein", sagte Torhüter René Adler: "Wir reden nur darüber, dass wir das, was in der Mannschaft steckt, auf den Platz bringen wollen."
Doch noch gleicht der HSV viel zu oft einer Wundertüte. Dem desolaten Auftritt bei Schalke 04 (2:3) folgte gegen die Hertha nun eine in allen Belangen sehr souveräne Vorstellung. "Wir müssen das jede Woche abrufen und gallig und gierig sein", sagte Adler: "So ein Sieg muss einfach öfter her." Auch Labbadia verfiel nicht in Euphorie: "Wir arbeiten weiter daran, dass wir stabiler werden."
Von den Rängen hallten nach der Partie immer wieder "Müller, Müller"-Rufe. Der Star des Abends nahm die Begeisterung der Fans als Ansporn für einen starken Saisonendspurt. "Ich habe zurzeit einen guten Lauf, muss aber weiter Tore machen", sagte Müller. Und wer weiß, vielleicht wird die Nationalmannschaft dann doch noch einmal zum Thema.