Gegen den BVB war die Taktik von Schalke-Coach Jens Keller aufgegangen und mit einer starken ersten Hälfte dominierte man Derby und Gegner. Gegen Galatasaray ging der Schuss nach hinten los, der FC Schalke ließ sich vom Gegner überrumpeln. sportal.de analysiert.
Erneut setzte Keller auf Atsuto Uchida und Sead Kolasinac als Außenverteidiger, die Michel Bastos und Jefferson Farfan auf den Flügeln unterstützen sollten. Problematisch war das Fehlen von Klaas-Jan Huntelaar, der in der zentralen Stürmerrolle im Revierderby als Abnehmer für die aus der Dominanz resultierenden Flanken gesucht wurde. Teemu Pukki als kleiner Spieler war von Gala zu vernachlässigen.
Das hatte auch Galatasaray-Trainer Fatih Terim bemerkt, der sich beim 3:2-Sieg ob dieser Gelegenheit zu einem Systemwechsel entschied und im 4-3-1-2-System mit einer Raute spielen ließ. Vor der Dreierkette, bestehend aus Felipe Melo, Hamit Altintop und Selcuk Inan, agierte Wesley Sneijder als freier Zehner. Ein Schachzug, mit dem der FC Schalke Probleme bekam.
Denn Gala bekam durch die massive Präsenz im Mittelfeld zu viel Ballbesitz, dominierte diesen Bereich und konnten so die beiden enorm physisch starken Stürmer Didier Drogba und Burak Yilmaz in Szene setzen. Dass so die Außenbahnen dezent entblößt wurden, hatte ob des Fehlens von Huntelaar kaum Gewicht.
Schalke 04 von der Taktik überrumpelt
Zweiter Punkt war eine defensive Absicherung gegen schnelle Gegenstöße des Gegners. Diese konnten von Schalke 04, wie schon in der Bundesliga, zwar gut über die Außenbahnen vorgetragen werden. Allerdings stand mit Pukki eben ein Stürmer im Zentrum, der mit hohen Anspielen nicht sonderlich viel anfangen kann.
"Wir hatten mit einer anderen Aufstellung gerechnet", sagte Höwedes zur Mittelfeld-Raute der Istanbuler auf goal.com und ergänzte: "Wir hatten nicht mit Sneijder auf der Zehn gerechnet, aber wir haben probiert, das Problem in den Griff zu kriegen." Tatsächlich dauerte es, bis Keller reagierte und Draxler weiter nach hinten beorderte.
"In der zweiten Hälfte hat die Mannschaft dagegen wieder das Gesicht der zurückliegenden Wochen gezeigt, sich zurückgekämpft. Wir haben taktisch umgestellt gegen Istanbuls Raute, mehr Druck auf den Ball bekommen und das Spiel klar dominiert", so der Trainer auf der offiziellen Homepage des FC Schalke 04. Doch dies kam letztlich zu spät.
Wesley Sneijder mit allen Freiheiten
Denn positiv für Gala waren die neugeschaffenen Freiheiten für Sneijder, der kaum Defensivaufgaben übernehmen musste, somit beide Sechser des FC Schalke band - während Königsblau überrumpelt wurde. Höger sowie Neustädter mussten sich abwechselnd um Sneijder kümmern und brauchten so Unterstützung.
Farfan und Bastos mussten einspringen, um die Mitte zu schließen - Schalke stand nun sehr eng im Mittelfeld. Hier kamen die offensiven Außenverteidiger Albert Riera und Emmanuel Eboue zum Zuge, die auf den isolierten Außenbahnen ihre Freiheiten nutzten, um immer wieder in direkte Duelle mit Uchida und Kolasinac gehen zu können.
Ende der ersten Hälfte bekam Schalke das Spiel zwar besser in den Griff, das überraschende 1:0 hatte jedoch keine Sicherheit gegeben. Das System passte nun, dennoch waren es viele kleine Fehler, die zu den beiden Gegentoren führten. Das 1:1 resultierte aus einem Freistoß, ohne den Raum für Altintop abzudecken.
Dumme Fehler des FC Schalke 04
Das 1:2 entstand aus der Folge eines Fehler im Mittelfeld, der zu einem Gegenstoß führte. "Wir haben zwei dumme Gegentore kassiert, bei denen wir zweimal schlafen. Beim 2:1 für Istanbul habe ich einen schlechten Pass gespielt, wodurch wir in einen Konter laufen", bestätigte Neustädter auf der Schalker-Vereinsseite.
In der zweiten Hälfte zog Gala sich dann in einem 4-4-1-1 zurück, wollte Sneijder im Zentrum lassen, um so Konter fahren zu können. So musste jeweils ein Stürmer auf die Außenbahn ausweichen. Schalke hatte - wie schon gegen den BVB - nun gerade auf den Flügeln ein drückendes Übergewicht, doch mit Pukki nur einen Konterstürmer im Strafraum, der die Flanken nicht verwerten konnte.
So erlebte der FC Schalke das Derby gegen den BVB aus der Perspektive des Gegners, musste sich am Ende geschlagen geben. Grund dafür war die erste Hälfte, in der das Team einfach nicht mit dem System des Gegners zurechtkam und am Ende das funktionierende System auflöste, um ungefährliche Bälle aus dem Halbfeld zu schlagen.