Der Hauptdarsteller wollte ganz schnell runter von der Bühne. "Tschö", sagte Mirko Lüdemann und machte sich grinsend auf den Weg zum Bus der Kölner Haie. Doch diesmal gab es für den Rekordspieler der Deutschen Eishockey Liga (DEL) kein Entkommen. Mit seinem Tor in der Verlängerung zum 1:0 beim ERC Ingolstadt hatte der 40-Jährige das siebte Play-off-Finale am Dienstag erzwungen - da musste auch der große Schweiger reden.
"Ab und zu passiert das schon mal", sagte der Final-Oldie, der seine achte Endspielserie bestreitet, über seinen Treffer nach 3:56 Minuten in der Overtime. Immerhin passierte es bereits zum 175. Mal, seit der Verteidiger für die Haie die Schlittschuhe schnürt - in mittlerweile 1084 DEL-Spielen.
1995 und 2002, als die Kölner die beiden letzten ihrer bislang acht Meisterschaften feierten, war Lüdemann schon dabei. Am Dienstag soll Titel Nummer neun hinzukommen. "Jetzt geht es um alles oder nichts", sagte der Ex-Nationalspieler, wollte aber keine Prognose wagen: "Es steht auf des Messers Schneide. Die Mannschaft mit den größeren Reserven, mit dem größeren Willen wird gewinnen."
Es ist nicht der erste Showdown für Lüdemann und die Haie - aber der erste in Spiel sieben. Dreimal schon fiel für sie die Entscheidung erst im letzten, damals fünften DEL-Finale, zweimal ging Köln als Sieger vom Eis. Beim letzten Mal nicht, mahnte Hans Zach: "Da hat der Lüde auch in der Verlängerung auswärts getroffen, und dann haben wir zu Hause saublöd verloren." Der Ex-Bundestrainer und ehemalige Haie-Coach erinnerte an die Finalserie 2003, als Krefeld in der entscheidenden Partie mit 3:1 in Köln triumphierte.
Zach, der als Eishockey-Rentner aus Bad Tölz einen Abstecher nach Ingolstadt machte, setzt diesmal auf die Haie: "Ich hab's von Haus aus gesagt: Wer uns schlägt, wird Meister." Im Viertelfinale war er mit den Mannheimer Adlern an Lüdemann und Co. gescheitert. Der ehemalige Bundestrainer hat aber auch gute Erinnerungen an ein entscheidendes Lüdemann-Tor: Vor 14 Jahren bewahrte der Abwehrspieler acht Sekunden vor Schluss beim 2:1 gegen Italien die Nationalmannschaft vor dem Olympia-Aus, dank seines goldenen Schusses flog sie doch nach Salt Lake City.
"Er ist in Topform, deswegen spielt er immer noch", sagte Haie-Kollege Philip Gogulla über den "ewigen Lüde". Und Torhüter Danny aus den Birken meinte überschwänglich: "Ich liebe den Jung. Er ist immer da, wenn man ihn braucht." Wie lange er noch da ist, wollte der Dauerbrenner nicht verraten. "Kein Kommentar", sagte er grinsend, als er nach einem möglichen neuen Vertrag für die nächste Saison gefragt wurde.
Auch Haie-Manager Lance Nethery wollte noch nicht über ein 22. Jahr des gebürtigen Sachsen in Köln reden. "Das entscheidet sich nach dem Spiel", sagte er grinsend und verschwand im Bus. Dort saß Lüdemann schon lange.