Deutschland geht mit einem 1:1 in den zweiten Tag des Relegationsspiels gegen Australien. Dank Florian Mayer kann das DTB-Team auf den Verbleib in der Weltgruppe hoffen. Der abwesende Philipp Kohlschreiber muss dagegen mit den nächsten kritischen Tönen leben.
Mayer siegte im Einzel gegen Routinier Lleyton Hewitt überraschend klar in drei Sätzen. Der Australier, in der Weltrangliste nur noch auf Position 100 geführt, konnte seine Erfahrung im 50. Davis Cup-Einzel nicht ausspielen und verlor verdient mit 5:7, 3:6, 2:6. Zuvor hatte Cedrik-Marcel Stebe das Auftakteinzel gegen Bernard Tomic mit 6:2, 3:6, 4:6 und 6:7 verloren.
Mit dem Zwischenstand bekommt das Doppel am Samstag eine vielleicht schon vorentscheidende Rolle. Doppel-Spezialist Philipp Petzschner tritt an der Seite von Benjamin Becker an, für die Australier ist derzeit noch Hewitt an der Seite von Chris Guccione eingeplant.
Mayer deklassiert Hewitt auf dem langsamen Sand
Mayer hatte vor dem Spiel eine mäßige Bilanz im Davis Cup, zuletzt hatte die deutsche Nummer drei vier Niederlagen in Folge kassiert. Doch davon war über weite Strecken der Partie wenig zu spüren, vor allem die Entscheidung, im kühlen Hamburg auf langsamen Sand zu spielen, scheint sich auszuzahlen. Der erste Satz war noch ausgeglichen und beim Stand von 5:4 servierte Hewitt sogar zum Satzgewinn, aber Mayer kämpfte sich zurück und holte drei Spielgewinne in Folge.
Danach dominierte nur noch ein Spieler, mit seiner eingesprungenen Rückhand und vielen Stopbällen variierte er das Tempo und zwang Hewitt zu vielen Fehlern. Florian Mayer spielt am Sonntag das erste Einzel gegen Tomic, dann könnte bereits die Entscheidung zugunsten des DTB-Teams fallen.
"Klar stand ich unter Druck. Cedrik hat blöd verloren, ich musste das 1:1 holen", sagte Mayer nach seinem überzeugenden Sieg. "Ich bin natürlich sehr erleichtert und freue mich, dass Florian hervorragend gespielt hat", sagte Teamchef Patrik Kühnen.
Stebe kann starken Beginn nicht bestätigen
Zuvor hatte Stebe knapp, aber erwartungsgemäß gegen das australische Talent Bernard Tomic verloren. Dem ehemaligen Wunderkind Tomic wird schon seit Jahren der Durchbruch im Welttennis prophezeit, doch auch in diesem Jahr stagnierten seine Leistungen. In der Weltrangliste steht Tomic trotzdem auf Rang 42 und damit 85 Plätze besser als Stebe.
Davon war zu Beginn des Matches dann aber nichts zu spüren, mit druckvollem Spiel gewann Stebe den ersten Satz mit 6:2. "Er hat viel besser gespielt als sein Ranking. Er hat Top-20-Sandplatztennis gespielt", zollte dann auch Gegner Tomic der Leistung des Youngster Respekt. "Ich bin am Anfang gut gestartet. Ich habe dann ein bisschen nachgelassen und nicht so gut dagegen gehalten", ergänzte Stebe.
Der Bruch im Spiel war deutlich zu erkennen, auch weil Tomic immer besser wurde. Der Australier machte nun deutlich weniger leichte Fehler und erwärmte auch das Herz seines fröstelnden Kapitäns Patrick Rafter. Im herbstlichen Hamburg - im ersten Match war das Dach am Rothenbaum noch nicht geschlossen - hatte sich Rafter ein Handtuch um den Hals gelegt. Die australischen Fans in der enttäuschenden Kulisse von 2000 Zuschauern gaben sich da schon freizügiger, mit kurzen Hosen und Badelatschen feuerten sie Tomic und Hewitt an.
Nach dem Satzausgleich fand Stebe nicht zurück in die Partie, er kämpfte zwar aufopferungsvoll, das reichte gegen Tomic dann aber nicht. Michael Stich, früher selbst im Davis Cup als Spieler und Teamchef aktiv, kritisierte Stebe wegen der fehlenden Initiative und urteilte: "Kämpfen allein reicht nicht." Das wollte Stebe wegen des Wetters und der Temperaturen so nicht stehen lassen: "Bei den Bedingungen ist nicht viel zu holen. Der Ball war schwer, man konnte kaum Druck machen."
Waske geht auf Kohlschreiber los
Neues gibt es auch vom zwischenmenschlichen Bereich im scheinbar zerstrittenen deutschen Davis Cup-Team. Tommy Haas meldete sich aus seiner Heimat USA via Twitter und stärkte dem Team den Rücken: "Here we go Jungs, heute gehts wieder für Deutschland. Drücke euch die Daumen, come on!!!!", war dort zu lesen, nachdem Haas aus familiären Gründen abgesagt hatte.
Alexander Waske, der als Nachfolger von Teamchef Patrik Kühnen gehandelt wird, hat für die Missstimmungen im Team Philipp Kohlschreiber verantwortlich gemacht: "Worüber reden wir? Wir reden über eine einzige Person: Philipp Kohlschreiber", sagte der ehemalige Davis Cup-Spieler der FAZ: "Philipp Kohlschreiber macht seit Jahren, was er will."
Waske geht sogar noch einen Schritt weiter: "Es ist absolut verheerend, wenn du einen in der Box sitzen hast, der hofft, dass du verlierst, damit er der entscheidende Spieler wird." Ob Kohlschreiber, unabhängig von Abstieg oder Klassenerhalt noch eine Zukunft im deutschen Team hat, wird mit diesen Aussagen immer zweifelhafter.