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Die Rechnung wird so gerne auch von Molkereifachverkäuferinnen gemacht, aber zählen wir mal zusammen: Ohne die Tore der beiden abgewanderten Stürmer Sami Allagui und Mohamed Zidan wäre Mainz in der Vorsaison nur einen Punkt über dem Relegationsplatz eingelaufen. Ohnehin wartet Mainz seit fast 400 Minuten auf ein Bundesligator, die letzten vier Saisonspiele endeten torlos für den FSV.
Selbst im negativst möglichen Verlauf aber erscheint es uns ausgeschlossen, dass es keine zwei Clubs geben sollte, die noch schlechter abschneiden als Mainz. Also: Platz 16 ist die absolute Untergrenze.
Das begeistert mich an Mainz 05
Daniel Raecke: Ich will ganz ehrlich sein: Ich habe Mainz früher nicht besonders gemocht. Und immer noch sitze ich nicht wirklich im FSV-Trikot vor dem Fernseher, wenn die Bundesliga gezeigt wird. In meiner Fußballsozialisation war Mainz einfach kein Bundesligist, sondern ein Zweitligist, der gegen den Abstieg spielt. Und dann ein Zweitligist, der erfolglos um den Aufstieg spielt.
So ein Image, das man einem Club mal persönlich angehaftet hat, wird man schwer wieder los, so läuft halt das Business. Umso erstaunlicher, dass es ausgerechnet Mainz und Christian Heidel waren, die sich am offensten mit dem Aufstieg der TSG Hoffenheim auseinandersetzten. "Schade, dass so eine Mannschaft einen der 36 Plätze im Profi-Fußball wegnimmt", hatte Heidel 2007 gesagt - und damit eine gewohnt kämpferische Reaktion von Dietmar Hopp provoziert, der nicht dafür bekannt ist, Kritik entspannt an sich abperlen zu lassen.
Das Absurde daran: Mainz selbst hat seinen Platz im Profifußball ja nicht dank seiner Tradition geerbt, sondern durch sehr gute Arbeit erobert und verteidigt. Diese Arbeit ist zu großen Teilen Christian Heidel zuzuschreiben, der zwei der besten Personalentscheidungen im deutschen Fußball der letzten Jahrzehnte getroffen hat, indem er Jürgen Klopp und Thomas Tuchel jeweils den Einstieg ins Trainergeschäft ermöglichte. Dass man so einen kleinen Zweitligaclub ohne großes Stadion sportlich erfolgreicher machen kann als die großen Nachbarn Eintracht Frankfurt und Kaiserslautern, das ist eine wirklich tolle Leistung, und keine tolle Investition.
Das nervt mich an Mainz 05
Henning Schulz: Sportlich läuft es in Mainz rund und sowohl Trainer als auch Manager ist das sportliche Wirken in den letzten Jahren hoch anzurechnen, doch Selbiges gilt nicht für die Fans. Gut, den Zusatz Karnevalsverein haben sich die Mainzer (hoffentlich) nicht selber zugelegt, doch das Verhalten der Fans lässt darauf schließen, dass er nicht ganz unerwünscht ist.
Alleine das Verhalten einiger Fans, sich nach Mainz-Heimspielen auf Foren von fremden Clubs herumzutreiben und beifallheischend die Stimmung im eigenen Stadion anzupreisen, stößt so manchem Anhänger bitter auf und macht es schwer, den sportlichen Erfolg der Mainzer - der ohne Frage vorhanden ist - gebührend zu feiern. Sorgt für Stimmung, aber wartet nicht auf den Applaus der Gegner!