
...so lang es Mainzer Narren drehen", so lautete einst das Motto des Rosenmontagsumzuges in der Stadt. So abgeschmackt es ist, immer mit der Fastnacht zu kommen, wenn man über den FSV schreibt - lesen Sie hier, ob 05 sich zum Narren macht oder nicht.
Best Case-Szenario: Mainz kann im Idealfall Siebter werden.
Als sich im Januar 1991 eine internationale Koalition anschickte, die Besetzung Kuwaits durch den Irak mit dem Golfkrieg zu beantworten ("Operation Desert Storm") wurde in Mainz der Rosenmontagszug abgesagt. Dass die Fastnacht nicht 2012 zum zweiten Mal innerhalb der letzten 50 Jahre ausfallen musste, dass die Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz nicht in tiefer Verzweiflung versunken war, das konnte man vor heute einem Jahr noch nicht ahnen.
Denn nach den Abgängen von Lewis Holtby und Christian Fuchs nach Schalke sowie André Schürrle nach Leverkusen und dem Kreuzbandriss von Adam Szalai fehlten der Erfolgsmannschaft, die sich sensationell für die Europa League qualifiziert hatte, gleich vier zentrale Spieler. Nimmt man Marcel Risses schwere Verletzung im Herbst hinzu, hätte der Abstieg eigentlich kaum verwundern können.
Und so hatte die Saison auch begonnen - mit dem internationalen Aus gegen Gaz Metan aus Zentralrumänien, einen Club, von dem man vorher nie gehört hatte und von dem man wohl auch nie wieder etwas hören wird. Im DFB-Pokal wäre das Team von Thomas Tuchel fast in Zweibrücken ausgeschieden.
Im Vergleich dazu sieht das Leben aktuell sehr positiv aus, wenn man Mainzer ist, und die Wagen für den Rosenmontagsumzug können schon gebucht werden. Denn ohne wirklich gravierende Abgänge (außer Mohamed Zidan) sollte sich die nun viel eingespieltere Mannschaft in der Liga im Mittelfeld behaupten können. Positiv könnte sich auch der relativ leichte Saisonauftakt bezahlt machen, wenn die ersten drei Heimspiele gegen Fürth, Augsburg und Düsseldorf einen totalen Fehlstart unwahrscheinlich erscheinen lassen.
Worst Case-Szenario: Mainz muss in die Relegation
"Moment mal, Ihr habt doch gerade gesagt, Mainz hat viel bessere Karten als im Vorjahr?" - Ja, im Prinzip schon. Aber es gibt etwas, das selbst dem flexiblen Taktikfuchs Thomas Tuchel das Handwerk legen könnte: Die beiden Neuzugänge Chinedu Ede und Junior Diaz sind beide potenziell klug, garantierte Bundesligaspieler sind sie aber nicht.
Kämen dazu Ausfälle von Schlüsselspielern wie Eric-Maxim Choupo-Moting, Elkin Soto oder Jan Kirchhoff, dann würde sich die recht dünne Personaldecke rasch zeigen. Für diesen Fall versichern die Verantwortlichen, dass man die Mittel habe, um "nachzulegen", wie man in der Fußballbranche so sagt. Aber egal, wie man es sagt, ab dem 1. September kann man auf dem Transfermarkt nichts mehr machen, und ohnehin sollte der Kader zu Saisonbeginn passen und nicht aufgrund von Nachbesserungen.
Die Rechnung wird so gerne auch von Molkereifachverkäuferinnen gemacht, aber zählen wir mal zusammen: Ohne die Tore der beiden abgewanderten Stürmer Sami Allagui und Mohamed Zidan wäre Mainz in der Vorsaison nur einen Punkt über dem Relegationsplatz eingelaufen. Ohnehin wartet Mainz seit fast 400 Minuten auf ein Bundesligator, die letzten vier Saisonspiele endeten torlos für den FSV.
Selbst im negativst möglichen Verlauf aber erscheint es uns ausgeschlossen, dass es keine zwei Clubs geben sollte, die noch schlechter abschneiden als Mainz. Also: Platz 16 ist die absolute Untergrenze.
Das begeistert mich an Mainz 05
Daniel Raecke: Ich will ganz ehrlich sein: Ich habe Mainz früher nicht besonders gemocht. Und immer noch sitze ich nicht wirklich im FSV-Trikot vor dem Fernseher, wenn die Bundesliga gezeigt wird. In meiner Fußballsozialisation war Mainz einfach kein Bundesligist, sondern ein Zweitligist, der gegen den Abstieg spielt. Und dann ein Zweitligist, der erfolglos um den Aufstieg spielt.
So ein Image, das man einem Club mal persönlich angehaftet hat, wird man schwer wieder los, so läuft halt das Business. Umso erstaunlicher, dass es ausgerechnet Mainz und Christian Heidel waren, die sich am offensten mit dem Aufstieg der TSG Hoffenheim auseinandersetzten. "Schade, dass so eine Mannschaft einen der 36 Plätze im Profi-Fußball wegnimmt", hatte Heidel 2007 gesagt - und damit eine gewohnt kämpferische Reaktion von Dietmar Hopp provoziert, der nicht dafür bekannt ist, Kritik entspannt an sich abperlen zu lassen.
Das Absurde daran: Mainz selbst hat seinen Platz im Profifußball ja nicht dank seiner Tradition geerbt, sondern durch sehr gute Arbeit erobert und verteidigt. Diese Arbeit ist zu großen Teilen Christian Heidel zuzuschreiben, der zwei der besten Personalentscheidungen im deutschen Fußball der letzten Jahrzehnte getroffen hat, indem er Jürgen Klopp und Thomas Tuchel jeweils den Einstieg ins Trainergeschäft ermöglichte. Dass man so einen kleinen Zweitligaclub ohne großes Stadion sportlich erfolgreicher machen kann als die großen Nachbarn Eintracht Frankfurt und Kaiserslautern, das ist eine wirklich tolle Leistung, und keine tolle Investition.
Das nervt mich an Mainz 05
Henning Schulz: Sportlich läuft es in Mainz rund und sowohl Trainer als auch Manager ist das sportliche Wirken in den letzten Jahren hoch anzurechnen, doch Selbiges gilt nicht für die Fans. Gut, den Zusatz Karnevalsverein haben sich die Mainzer (hoffentlich) nicht selber zugelegt, doch das Verhalten der Fans lässt darauf schließen, dass er nicht ganz unerwünscht ist.
Alleine das Verhalten einiger Fans, sich nach Mainz-Heimspielen auf Foren von fremden Clubs herumzutreiben und beifallheischend die Stimmung im eigenen Stadion anzupreisen, stößt so manchem Anhänger bitter auf und macht es schwer, den sportlichen Erfolg der Mainzer - der ohne Frage vorhanden ist - gebührend zu feiern. Sorgt für Stimmung, aber wartet nicht auf den Applaus der Gegner!
Die sportal.de-Prognose
So, die verschiedenen Szenarien sind auf der Videowand präsentiert worden, als Unterhaltungseinlage haben noch zwei Clowns ihre persönliche Meinung zu Mainz 05 vorgestellt. Jetzt steht ein Redakteur mit Umschlag am Mikro und verkündet: "And the Mainzer Tabellenplatz goes to: ... 11!"
Während alle anderen Tabellenplätze aufstehen und applaudieren und die Nummer Elf gerührt auf die Bühne wankt, können wir kurz erklären, wie wir zu unserem Urteil gekommen sind. Alles wird nicht klappen in Mainz, deshalb ist der Idealfall unwahrscheinlich. Aber wenn es nicht sehr unglücklich läuft, sollte der eingespielte Kader sich aus dem Abstiegskampf fernhalten können.
Prognose: Die sportal.de-Tabelle:
1 | |
2 | |
3 | |
4 | VfL Wolfsburg |
5 | |
6 | |
7 | |
8 | |
9 | |
10 | |
11 | Mainz 05 |
12 | |
13 | |
14 | |
15 | |
16 | Hamburger SV |
17 | |
18 | Fortuna Düsseldorf |