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Auch Trainer Bruno Labbadia weiß um des schmalen Grats, auf dem er und sein Team wandeln. Einerseits mache ihn die Tasache, dass der VfB Stuttgart nicht bereit sei, unseriös zu wirtschaften, stolz, sagte er den Stuttgarter Nachrichten. Aber andererseits sieht er auch "einen klaren Wettbewerbsnachteil" gegenüber der Konkurrenz. Mit dem Mexikaner Maza holte der VfB zwar eine Alternative für die Innenverteidigung, aber Bouhlarouz wird nur schwer zu ersetzen sein, dort soll sich Hoogland versuchen, der gerade zwei Seuchenjahre hinter sich hat.
Ein weiterer Nachteil für den VfB könnte auch der schwere Saisonstart sein. Dort geht es zunächst gegen den VfL Wolfsburg, der enorm aufgerüstet hat und dann zum FC Bayern München, der auf den Meistertitel nach zwei titellosen Jahren geradezu brennt. Ein kleiner Negativlauf zu Beginn der Saison und schnell geht es gegen den Abstieg, wie die Schwaben bereits in der Saison 2010/11 am eigenen Leib erfahren mussten.
Das begeistert mich am VfB Stuttgart
Henning Schulz: Der Weg des VfB Stuttgart, ohne großes Risiko mit solider Einkaufspolitik Erfolg haben zu wollen, kann einem nur sympathisch sein. Nach der Saison 2007, als der VfB überraschend Meister geworden war, hatten die Spielerausgaben Dimensionen erreicht, die der VfB niemals hätte stemmen können.
Nun also der Radikalschnitt und ohne große Investitionen auf ein engespieltes Team bauend, soll der Erfolg der vorherigen Saison zumindest wiederholt werden. Mit Cristian Molinaro und Zdravko Kuzmanovic sitzen noch zwei Topverdiener im Kader, die bisher keinen Abnehmer gefunden haben. Im DFB-Pokal durften beide nicht ran, Molinaro schmorte 90 Minuten auf der Bank und auf Kuzmanovic verzichtete Bruno Labbadia komplett, da dieser in der Europa League gesperrt ist.
Ansonsten setzt man beim VfB auch wieder auf die Jugend und hat nicht weniger als vier Nachwuchsspieler aus der eigenen zweiten Mannschaft mit einem Profivertrag ausgestattet, man darf gespannt sein, wer das nächste VfB-Talent sein wird, das den Durchbruch schafft.
Das nervt mich am VfB Stuttgart
Tobi Becker: Das ist eine schwierige Frage. Hätte man mich zu Bayern, Schalke, Leverkusen oder gar dem HSV, zu dem mir eine wahre Tirade zum Thema "Was nervt mich" eingefallen wäre, gefragt, hätte ich nicht lange überlegen müssen. Auch zu vielen weiteren Teams, die ich jetzt hier nicht genannt habe, wäre es mir leicht gefallen. Aber Stuttgart? Spielerisch, das Auftreten vor, während und unmittelbar nach dem Spiel, Trainer- und Transferspolitik - alles in allem kann man sich da nicht beklagen. Es werden zum Großteil auch klare Worte gefunden. Ich erinnere mich noch an Ex-Manager Horst Heldt, der mal in einem Halbzeitinterview auf die Frage, was sich ändern müsse, anwortete: "Alle elf auswechseln." Klare Ansage, wie man sie sich von manchen Schönrednern wünscht.
Und genau da habe ich dann doch etwas gefunden, beim Thema "Redner". Beim VfB Stuttgart nervt mich vor allem Fredi Bobic. Es gibt kein Thema, zu dem er sich nicht äußert, keine Talkrunde, die er nicht abrundet - sei es "Doppelpass" oder das überflüssige "EM/WM-Studio" von und mit "Waldi". Einer ist immer und überall dabei und gibt seine Weisheiten, mit gezwungenen Witz und nicht immer sympathischen Charme, preis: Fredi Bobic. Er zählt definitiv zu der Generation von ehemaligen Spielern, die nicht aus dem Hintergrund handeln, sondern ebenso wie zu aktiven Zeiten im Rampenlicht stehen wollen und möglichst oft fachsimplen müssen. Dem VfB hat Bobic bisher aber nichts schlechtes getan, so dass er lediglich durch seine "Kallwass-Karriere" nervig erscheint.