Laura Dahlmeier war sechs Jahre alt, als sie ihre Traumberufe in ein Poesiealbum schrieb: "Olympiasiegerin und/oder Hüttenwirtin." Dass die Biathlon-Überfliegerin 17 Jahre später tatsächlich auf dem besten Weg ist, sich zumindest die sportlichen Wünsche zu erfüllen, hätte sie wohl selbst nicht geglaubt.
Bevor es im kommenden Jahr aber nach Pyeogchang zu den Olympischen Winterspielen geht, reist die 23-Jährige als große Favoritin zur am Donnerstag in Hochfilzen beginnenden WM - und auch das kommt unerwartet. Einst nämlich träumte die aktuell Führende im Gesamtweltcup von einer ganz anderen Karriere. "Ich wollte immer Skifahrerin werden, mein Vorbild war Hermann Maier", sagte Dahlmeier: "Mit dem Langlauf hatte ich ganz wenig am Hut."
Das änderte sich erst, als irgendwann an Weihnachten die Langlaufskier unter dem Christbaum lagen. "Ich war nicht begeistert, die hatte ich gar nicht auf den Wunschzettel geschrieben", sagt Dahlmeier heute. Doch nach und nach freundete sie sich damit an, wurde dreifache Junioren-Weltmeisterin, gewann Weltcuprennen und krönte ihre bisherige Laufbahn im Vorjahr mit fünf Medaillen (1xGold, 1xSilber, 3xBronze) bei fünf WM-Starts in Oslo.
Hohe Erwartungen nach fünf Medaillen in Oslo
Viele trauen ihr dieses Kunststück erneut zu, doch Dahlmeier bleibt bescheiden. "Ich will gerne wieder eine Medaille gewinnen", sagt sie. Allerdings muss die Bayerin mittlerweile auch zugeben: "Der Druck wird immer größer." Mehr denn je hält sich die Ausnahmekönnerin deswegen an ihr Lebensmotto, das auch auf ihrem giftgrünen Gewehr steht: "Scheiß da nix, dann feid da nix."
Übersetzen könnte man das mit den Worten "Trau dich was, es wird schon werden". Dazu meint Dahlmeier: "Diese Einstellung hilft im ganzen Leben, wenn man sich nicht zu viele Gedanken um alles macht." Die Gelassenheit und der absolute Siegeswille sind ihre großen Stärken. Wie kaum eine andere behält sie in stressigen Situationen die Nerven, lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen.
Gelernt hat sie das auch in den Bergen, wo die elfmalige Weltcupsiegerin ihrer großen Leidenschaft nachgeht: dem Klettern. "Das kann dir kein Biathlonrennen geben, wenn du da oben auf dem Gipfel stehst und runterschaust. Das ist gewaltig", sagte Dahlmeier der ARD.
Nur zu gerne nutzt sie den Urlaub zu spektakulären Touren. Von Kalifornien über die Alpen bis Nepal - überall hat Dahlmeier schon Berggipfel erklommen. "Beim Klettern geht es um Leben und Tod", sagt sie: "Wenn ich da einen Fehler mache, dann bezahle ich mit meinem Leben."
Start in der Mixed-Staffel noch offen
Nach einem Fehler beim Biathlon sind die Folgen überschaubarer: "Dann werde ich eben mal 25., und die Medien zerreißen mich. Aber am nächsten Tag kann ich doch wieder an den Start gehen." Klettern hingegen sei "endgültiger, ich muss noch fokussierter sein. Für solche Momente suche ich das Klettern und bin bewusst alleine", erzählt sie mit leuchtenden Augen.
Noch ist offen, ob sie gleich zum WM-Auftakt in der Mixedstaffel am Donnerstag (14.45 Uhr) an den Start gehen wird. Nach vier Einzel- und drei Staffelsiegen in den vergangenen Wochen kommt Dahlmeier jedenfalls mit jeder Menge Selbstvertrauen nach Österreich.
Hüttenwirtin will sie vorerst übrigens nicht mehr werden: "Jetzt kümmern wir uns erst mal um die sportliche Karriere."