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Von den vier Teams, die wir im Halbfinale erwarten, ist Chelsea jedoch am wenigsten auf eine bestimmte Spielweise eingestimmt und dürfte es gegen Barcelona, wenn es denn zu diesem Duell kommt, sehr schwer haben.
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Ein hochinteressantes Spiel im San Siro endete am Mittwoch torlos unentschieden. Auf den ersten Blick eine großartige Leistung Milans, das nun schon zum zweiten Mal in dieser Saison gegen Barcelona punkten konnte. Auch wenn sich die Katalanen aller Voraussicht nach im Rückspiel durchsetzen können, hat Milan doch noch gewisse Chancen aufs Halbfinale.
Interessant war das Spiel vor allem auch deshalb, weil interessierte Trainer studieren konnten, wie man Barcelona neutralisiert. Ein bisschen Glück war dabei (Schiedsrichter Jonas Eriksson verweigerte Barcelona einen Foulelfmeter, als Christian Abbiati Alexis Sanchez zu Fall brachte), aber ein tolles Spiel der Defensive von Milan, in der Alessandro Nesta auf seine alten Tage den Ausfall Thiago Silvas erstaunlich gut kompensieren konnte und Kapitän Massimo Ambrosini einen eindrucksvollen Sechser gab, ließ Barcelona zu wenigen Chancen aus dem Strafraum kommen.
Im Mittelfeld wurde das Spiel von Milans 4-3-1-2-System eng gemacht, womit Barcelona, für das Josep Guardiola selbst mit dem Vorzug Seydou Keitas vor Cesc Fabregas eine vorsichtigere Taktik gewählt hatte, über die Außenbahnen nicht umzugehen wusste. Milan kombinierte zudem phasenweises Pressing und defensive Kompaktheit in vorbildlicher Weise.
Ob Chelsea das in einem möglichen Halbfinale gegen die Blaugrana genau so könnte? Unwahrscheinlich in der jetzigen Verfassung der Blues, deren packendste Duelle mit Barcelona in die Zeit von José Mourinho fielen. Sollte Milan sich wider Erwarten durchsetzen, wären die Halbfinalspiele jedoch mindestens offen, denn die Rossoneri sollten Chelsea deutlich besser liegen (auch wenn Milan, im luftleeren Raum gesehen, eher stärker einzuschätzen ist als die Londoner).
Fazit
Die reinen Ergebnisse legen zwar schon jetzt die Halbfinalpaarungen nahe, verraten aber wenig über die Favoritenrolle im weiteren Wettbewerb. Je stärker der Gegner war, desto knapper endeten die Spiele: Real Madrid, das den leichtesten Gegner hatte, siegte mit 3:0, Barcelona, mit dem schwersten Gastgeber, schaffte nur ein 0:0.
Real Madrid und Bayern spielten auf ihre jeweilige Weise so, wie man es von ihnen gewohnt ist, Chelsea zeigte ein neues (oder altes?) Gesicht, und Barcelona lieferte einen kurzen Einblick, wie die beste Mannschaft der Welt zu schlagen sein könnte.
Wenn Sie dennoch schon jetzt auf ein Finale Barcelona gegen Real Madrid wetten möchten - wir werden Sie nicht davon abhalten.
Daniel Raecke