20 Jahre nach der ersten gesamtdeutschen Pokalrunde gab es zahlreiche brisante Ost-West-Duelle. Wir haben Dresdens Rache, baufällige Weststadien, neue Ost-Arenen, traumatische Serien erlebt - und die traurige Bestätigung zumindest eines Klischees.
Gibt es immer noch die Mauer in den Köpfen? 20 Jahre nach der ersten gesamtdeutschen Pokalrunde nach der Wiedervereinigung gab es einige Paarungen im DFB-Pokal, die Anlass gaben, über diese Frage nachzudenken.
Zunächst einmal fällt ins Auge, dass das Klischee "Reiche Wessis" gegen "Arme Ossis" zwar den großen Sieg von Dynamo Dresden über Bayer Leverkusen beschreibt, eines der spektakulärsten Pokalspiele aller Zeiten und die späte Rache Dresdens am Bayer-Konzern nach der Schmach von Uerdingen 1986.
Andere Ost-West-Duelle lagen aber durchaus quer zu den Besitzverhältnissen. Im ehemaligen Leipziger Zentralstadion - heute Red Bull Arena - begegneten sich RB Leipzig und der VfL Wolfsburg - zwei idealtypische Konzernmannschaften, die zu Werbezwecken entweder gegründet oder doch zumindest gefördert worden sind. Der Regionalligist aus dem Osten gewann das Spiel der beiden unter traditionsbewussten Fans nicht all zu beliebten Clubs, so dass Red Bull feiern kann, während Volkswagen mit den Zähnen knirscht.
Zeitgleich trafen in den Überresten des Georg-Melches-Stadions Rot-Weiss Essen und der FC Union aufeinander - ein Traditionsclub, dessen Stadion zu baufällig ist, um es noch zu retten, und einer, dessen Fans die Spielstätte in Eigenregie renoviert haben. Was die Gesamtsituation angeht, stehen hier die Ossis aus Köpenick wesentlich besser da als der Deutsche Meister von 1955. Sportlich aber gewannen die armen Schlucker aus dem Ruhrgebiet - und das obwohl RWE in den letzten acht Minuten der regulären Spielzeit einen Zwei-Tore-Vorsprung noch aus der Hand gegeben hatte. Im Elfmeterschießen siegte der Regionalligist doch noch - Auferstanden aus Ruinen, gewissermaßen.