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Immerhin aber wurde die merkwürdige Entscheidung, große Abstände zwischen Defensive und Offensive zu belassen, beim Ausgleichstor belohnt: Nur sechs Feldspieler der Gäste verteidigten, als Bastian Schweinsteiger am Strafraum den Ball verlor. So konnte der Konter, der auf Umwegen zum 1:1 führte, von vier Madrilenen gefahren werden.
3) Die Außenverteidiger kamen anders ins Spiel als erwartet
Das Angriffsspiel Real Madrids über die linke Seite ist zu Recht gefürchtet. Das Zusammenspiel Ronaldos mit Marcelo hat schon so manches Spiel entschieden. Um so signifikanter die Entscheidung Mourinhos, Fabio Coentrao auf die Linksverteidigerposition zu stellen und Marcelo zunächst auf der Bank zu lassen. Wie spanische Medien betonten, die Lösung zugunsten der größeren defensiven Stabilität.
"Werch ein Illtum", um mit Ernst Jandl zu sprechen. Gerade Coentrao hatte viele Probleme im Zweikampfverhalten und ließ sich schließlich in der Schlussminute in spielentscheidender Weise von Philipp Lahm verladen. Nach vorne blieben die Impulse des Portugiesen vernachlässigenswert, selbst Alvaro Arbeloa brach auf der gegenüberliegenden Seite öfter zu überlappenden Läufen auf, und das will schon was heißen.
Anders Lahm, der im Großen und Ganzen ein sehr gutes Spiel machte, wenn man bedenkt, dass er über weite Strecken des Spiels einen der besten Fußballer der Welt als Gegenspieler hatte. Beim Gegentor sah der Münchner Kapitän schlecht aus, und das in der ganzen Szene. Ansonsten aber bestach Lahm durch Ballgewinne und viele gefährliche Vorstöße, deren gefährlichster seine Leistung mit der Vorbereitung des Siegtors krönte. Demgegenüber war diesmal David Alaba, in Dortmund noch der aktivere der beiden Außen, diesmal von seinen Defensivaufgaben zu eingenommen, um viele Impulse für den Angriff zu geben.
4) Das Missverständnis Mesut Özil
Nicht zum ersten Mal wird in Deutschland eine sehr stark filternde Brille aufgesetzt, wenn es um die Bewertung Mesut Özils und seine Bedeutung für Real Madrid geht. Ob im ZDF einst Mourinho ein "taktischer Fehler" attestiert wurde, weil er ohne den Deutschen spielte (mit ihm hatte Madrid 0:5 gegen Barcelona verloren, ohne ihn unentschieden gespielt), oder ob auf Sky die These aufgestellt wird, die Auswechslung Özils sei für die Niederlage der Madrilenen in München verantwortlich: Gerne applaudiert man nur den offensiven Leistungen des Spielmachers und sieht die negativen Aspekte seines Spiels nicht.