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Bei Mayer und Kohlschreiber fehlen aber zwei Dinge, um wirklich in die Weltspitze vorzustoßen: Konstanz und mentale Stärke. "Florian würde am allerliebsten immer auf Platz 17 spielen", beschreibt Waske den Gemütszustand von Mayer, "ohne Kameras und Bild-Zeitung, lass mich bitte in Frieden." Eine gut zu akzeptierende Tatsache, die ihn aber nicht zu einem Vorbild für Nachwuchsspieler macht. Und wer wirklich böse ist, könnte meinen, von Kohlschreiber könnte der Nachwuchs vor allem lernen, wie Niederlagen zu entschuldigen sind. Einen Grand Slam- oder Masters-Erfolg wird es in den nächsten fünf Jahren wohl nur im deutschen Damen-Tennis zu bejubeln geben.
Weiter mit Kühnen? Wenn, dann richtig
Am Rande des Spiels gegen Australien bestätigte DTB-Sportdirektor Klaus Eberhard Gespräche mit Kühnen über eine Vertragsverlängerung. Der Klassenerhalt ist sicherlich ein gutes Argument, aber die atmosphärischen Störungen innerhalb des Teams - glaubt Kühnen wirklich, diese Probleme mit Gesellschaftsspielen aus dem Weg zu räumen? - sind da und müssen aufgearbeitet werden.
Für Ex-Profi Alexander Waske, der bereits als Kühnen-Nachfolger gehandelt wird, ist ohnehin viel wichtiger, dass das Aufgabengebiet des Teamchefs überarbeitet wird. "Dazu gehört es, dass der DTB den Teamchef so bezahlt, dass der bei einem Grand-Slam-Turnier schon in jeder Qualifikation zuschaut", sagte Waske in einem FAZ-Interview. "Man muss die Spieler sehen, die um Platz 200 stehen, man muss den Kontakt haben, weil die es doch sind, die irgendwann hochkommen. Das kann ganz schnell gehen. Und man muss auch bleiben, wenn danach das Juniorenturnier beginnt, so wie es Barbara Rittner bei den Damen macht. Das ist notwendig, um eine neue Kultur aufzubauen."
Das Nachwuchsproblem muss gelöst werden
Für die Zukunft des deutschen Tennis - der DTB ist übrigens der Verband mit den größten Mitgliederzahlen im Welttennis - muss ab sofort auf die Karte Nachwuchs gesetzt werden. Genauer gesagt geht es darum, den vorhandenen starken Nachwuchs mit mehr Konsequenz an den Seniorenbereich heranzuführen.
In Deutschland bleiben die Juniorenspieler zu lange unter sich, ohne mit Profis zu trainieren, um so auf den Leistungssprung vorbereitet zu werden. Sowohl körperlich als auch mental ist Profitennis meilenweit von den Spielen im Juniorenbereich entfernt. Aktuell betrifft das Spieler wie Maximilian Marterer oder Daniel Masur, die bald auf der Schwelle zum Profitum stehen.
Für Waske steht ohnehin fest, dass der DTB mehr ehemalige Spieler als Trainer einbinden muss. "Wir haben einige exzellente ehemalige Spieler als Trainer wie Sascha Nensel oder Carsten Ariens - da gibt es sicher genügend gute Leute, die man hätte einbinden können. Die Franzosen machen das hervorragend, aber die haben ein Grand-Slam-Turnier im Rücken mit Millionen Euro Überschuss." Mit Geld und dem richtigen Knowhow könnte Deutschland in einigen Jahren für den nächsten Tennis-Boom sorgen - und dann darf auch wieder über den Teamgeist diskutiert werden.