England spielte sehr defensiv und konnte sich über 120 Minuten der Angriffe der überlegenen Italiener erwähren. Im Elfmeterschießen waren es dann Ashley Young und Ashley Cole, die vergaben. Dieser Vorname wird nun in England keine Zukunft haben. Deutschland darf sich auf den Klassiker gegen Italien freuen.
Italien gewann sein EM-Viertelfinale gegen England nach dem ersten Elfmeterschießen des Turniers mit 4:2 und ist damit am kommenden Donnerstag die letzte, aber sehr unangenehme Hürde der Mannschaft von Joachim Löw auf dem Weg ins ersehnte Finale. Vor 64.340 Zuschauern im Olympiastadion in Kiew verwandelte Alessandro Diamanti den entscheidenden Strafstoß. Nach 120 Minuten hatte es erstmals in diesem Turnier 0:0 gestanden.
England begann schwungvoll
Italien begann im 4-4-2 mit Raute. England ebenfalls im 4-4-2 mit zwei klassischen flachen Viererketten. Daniele de Rossi eröffnete das Spiel mit einem angeschnittenen Volley-Distanzschuss, der an den Innenpfosten knallte und seinen Weg zurück ins Spielfeld suchte (3.).
Aber nicht nur die englische Defensive zeigte sich zu Beginn des Spiels ungeordnet. James Milner konnte sich auf dem rechten Flügel frei bewegen, sein Flachpass erreichte Glen Johnson, der den Ball über zwei Abwehrbeine aus sieben Metern nicht ins Tor zu lupfen vermochte, da Gianluigi Buffon stehen geblieben war und mit einer Hand hielt (5.).
England überraschte die Italiener mit guten Flankenwechseln und starken Außenspielern. Die Außenverteidiger Glen Johnson und Ashley Cole schalteten sich immer wieder in die Angriffe ein und unterstützten Ashley Young und James Milner. Das Spiel gestaltete sich durchaus offen, da sich beide Teams viel Platz im Mittelfeld ließen. Die Rollenverteilung war dann nach 25 Minuten klar. Italien erhob den Anspruch auf Ballbesitz, England auf das Konterspiel. In der 25. Minute hatte Mario Balotelli nach feinem Pass von Andrea Pirlo eine gute Möglichkeit, John Terry konnte im letzten Moment klären.
Italien übernahm das Kommando
Die wollen nur spielen, die tun doch nichts, sagten sich die Engländer bis zum eigenen Strafraum, dort warteten zwei Viererketten und ließen kaum einen Ball in die "Box. Italien reagierte auf den Sperrriegel der Briten mit Distanzschüssen (Cassano, 38.), oder versuchte die Abwehrreihe nicht nur einmal durch Lupfer zu überspielen. Balotelli scheiterte aber auch im zweiten Anlauf (30.). England setzte schnelle präzise Konter, aber Danny Welbeck konnte einen dieser Angriffe nicht erfolgreich abschließen (31.).
Es blieb bis zum Ende der ersten Halbzeit ein attraktives Spiel. Cassano hatte Balotelli aufgelegt, ein Verteidiger der Three Lions verhinderte den konzentrierten Abschluss. England kam erneut zu einer guten Kontersituation, die ein schlechter Pass von Rooney aber ergebnislos ausgehen ließ. Die Halbzeitbilanz: 63,4 Prozent Ballbesitz für Italien (Quelle: Sky/Opta). Dazu 11 (3) Torschüsse für Blau zu 4 (1) Schüssen aufseiten der Engländer (Quelle: soccernet). Die Squadra Azzurra war also insgesamt das bessere Team und hätte durch das Chancenplus auch vorne liegen können.
Pirlo, immer wieder Pirlo
Es war wieder De Rossi, der die erste Großchance hatte. In der Folge einer Ecke hatte Claudio Marchisio den Ball zurück in den Strafraum geköpft, dort stand De Rossi allein, hebelte den Ball aber neben das Tor von Joe Hart (48.). Balotelli vergab die nächste Möglichkeit, nach Hart-Abklatscher (52.). Theo Walcott kam für James Milner und Andy Carroll für Danny Welbeck. England versuchte es nun mit hohen Bällen auf Carroll, der auf Rooney abzulegen versuchte. Die starken Angriffe über die Flügel hatte Italien unterbunden.
Italien war weiterhin spielbestimmend, aber gegen die zwei tiefstehenden Abwehrketten fielen den Italienern bis auf gelegentliche Geistesblizte von Pirlo nur Distanzschüsse ein. Die Engländer hofften weiterhin auf den zweiten Ball nach den hohen Anspielen auf Carroll. Dies gelang hin und wieder, doch die italienische Abwehr stand dann gut genug, keine wirkliche Chance für England zuzulassen.
Turbulente Schlussphase: Rooney vergibt
Kurz vor dem Ende wurde es noch einmal turbulent. Der eingewechselte Antonio Nocerino hätte das entscheidende Tor erzielen können, Marchisio hatte Nocerino eingesetzt, doch Glen Johnson war mit einem Bein dazwischen und blockte vier Meter vor dem Tor (88.). Aber auch England hatte noch eine letzte Möglichkeit. Carroll hatte mit dem Kopf auf Rooney abgelegt, der per Fallrückzieher über das Tor schoss (92.).
England versuchte es weiter mit hohen Bällen und Standards, die Italiener mit Fernschüssen. Es blieb aber letztlich beim 0:0. Italien hatte das bessere Spiel gemacht und eine Vielzahl an Chancen, letztlich musste die Partie aber im Elfmeterschießen entschieden werden. Dort vergaben Riccardo Montolivo für Italien und Ashley Young sowie Ashley Cole für England.
Michel Massing