Deutschland habe nur drei sehr gute Spieler und sei fußballerisch schwächer als die Niederlande - zumindest das Selbstvertrauen hat bei Rafael van der Vaart trotz der Niederlage gegen Dänemark nicht gelitten. Oranje macht sich Mut für den Klassiker gegen Deutschland.
Die Niederlande steht nach der EM-Auftaktniederlage gegen Dänemark schon fast mit dem Rücken zur Wand, das Selbstvertrauen hat vor dem Spiel gegen Deutschland aber offenbar noch keine Kratzer abbekommen. Rafael van Vaart gab verbal ordentlich Gas, redete die DFB-Elf schwach und machte sich und seinen Mitspielern Mut.
"Natürlich haben sie eine gute Mannschaft, aber wenn ich die sehr guten Spieler aufzählen muss, dann komme ich auf drei: Özil, Götze und Schweinsteiger", erklärte Van der Vaart gegenüber dem Magazin Nusport. Glaubt man dieser Rechnung, dann stehen aller Voraussicht nach zunächst sogar nur zwei auf dem Platz, denn Götze wird wohl auf der Bank Platz nehmen.
Van der Vaart: "Fußballerisch sind wir besser"
Gute Karten also für Holland? Auf jeden Fall, denn nach Meinung von Van der Vaart ist die deutsche Verteidigung "okay, aber auch nicht mehr." Die Chancen für die Elftal seien deshalb gut, denn "fußballerisch sind wir besser. Wir müssen sie hinten attackieren", sagte der 29-Jährige. Ob er selbst dabei von Anfang an mitwirken darf, steht noch nicht fest. Gegen Dänemark wurde der Mittelfeldspieler von Tottenham Hotspur erst in der 71. Minute eingewechselt.
"Der Bondscoach hatte seine Mannschaft schon lange im Kopf. Er hat Spieler, auf die er setzt, und da gehöre ich nicht dazu", sagte Van der Vaart über Bert van Marwijk gegenüber Voetbal International. Der Mittelfeldspieler geht nicht davon, dass sich daran im Verlaufe des Turniers viel ändern wird.
Reservistenrolle macht VdV mutlos
"Ich habe nicht das Gefühl, dass ich da reinkommen kann", meinte der 29-Jährige. "Wir haben die vergangenen Jahre gesehen, dass sich daran nicht so schnell etwas ändert. Das ist schön, für die, die Stammspieler sind, aber nicht, wenn du auf der Bank sitzt." Van der Vaart macht die Situation schwer zu schaffen. "Manchmal werde ich davon etwas mutlos."
Das gilt natürlich nicht für den Klassiker gegen Deutschland. Auch die bittere Erfahrung aus der 0:3-Testspielniederlage gegen die DFB-Elf im November 2011 erschüttert das Selbstverständnis der Niederländer nicht. "Das war ein Unfall", sagte van der Vaart bei Nusport. Damals hätten Oranje drei wichtige Spieler gefehlt. Namentlich waren das Arjen Robben, Robin van Persie und eben Van der Vaart.
Das demonstrativ zur Schau getragene Selbstbewusstsein kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es bei den Holländern auch Spannungen gibt. Die Reservistenrolle Van der Vaarts ist ein Beispiel, die Besetzung des Angriffs ein anderes. Mit Robin van Persie und Klaas-Jan Huntelaar gibt es zwei Top-Torjäger, aber nur einer durfte gegen Dänemark spielen. Der Schalker musste sich mit einer späten Einwechslung begnügen.
Sneijder: Persönliche Befindlichkeiten hinten anstellen
Die Diskussionen darüber reißen nicht ab, Psychologische Hilfe braucht Oranje nach Meinung von Spielmacher Wesley Sneijder trotzdem nicht. "Da braucht man mir nicht mit zu kommen. Wenn er zwei Stunden kommt, um zu reden, gehe ich zwei Stunden schlafen", sagte er der niederländischen Tageszeitung De Telegraaf.
Sneijder forderte seine Kollegen auf, persönliche Befindlichkeiten ab sofort hinten an zu stellen. "Wir sind hierhergekommen, um Europameister zu werden und das können wir immer noch schaffen. Wir müssen nun zeigen, wie stark wir als Gruppe sind", meinte Sneijder.