Bei den Leichtathleten gehören die Sprinter zu den schillernsten Figuren. Als am 21. August 1986 ein Junge mit dem Namen Usain Bolt das Licht der Welt erblickte, ahnte noch niemand, dass es sich um den menschlichen Blitz handeln würde. sportal.de mit einem Portrait.
Die Liste seiner Erfolge sind lang, aber natürlich sind Weltrekorde auf dem Briefkopf gerne gesehen und neben den Auszeichnungen und den Preisgeldern die Faktoren, die einen Sportler unsterblich machen. Bolt hält den aktuellen Weltrekord über die Distanzen von 100, 200 Metern sowie mit der Staffel über 4 x 100 Meter.
Über alle drei Distanzen gewann er vor vier Jahren bei den Olympischen Spielen in Peking die Goldmedaille. Nur ein Jahr später wiederholte er in Berlin bei der WM seine Erfolge, einzig mit der Staffel schaffte er es nicht, erneut den Weltrekord zu brechen - sein Triumphzug in den Einzelwettbewerben hielt an.
Nun stehen die Olympischen Spiele in London vor der Tür und Usain Bolt will seine Titel natürlich verteidigen. Im Vorfeld machte aber Trainingspartner Yohan Blake auf sich aufmerksam und hält über die 100 und 200 Meter die Weltjahresbestzeit. Doch über die Konkurrenz hatte sich Bolt bisher in seiner Karriere nie große Sorgen gemacht.
Den Blitz nicht auf dem Kopf, sondern in den Beinen
Bevor Usain Bolt mit dem Namen "Lightning Bolt" ausgezeichnet wurde, gingen noch eine Vielzahl an Jahren ins beschauliche Jamaika. Zunächst wuchs Bolt zusammen mit einer Schwester und einem Bruder in dem Vorort der Stadt Trelawny auf. Bedingt durch die britische Kolonialzeiten waren Fußball und Cricket die vorherrschenden Sportarten, die auch bei Bolt großen Anklang fanden. "Als ich jung war, habe ich an nichts anderes als an Sport gedacht", erklärte er der Times.
Er wechselte dann zur Leichtathletik und allen Einwohnern des kleinen Ortes war klar, dass Bolt, wenn er den Sport denn nur erst nehmen würde, Großes erreichen und ein Champion werden könne. Der Blitz, der bei Harry Potter nur auf der Stirn prangerte, lag bei Bolt in den Beinen. Mit seiner Geschwindigkeit verzauberte er die Zuschauer erst bei regionalen Meisterschaften, dann auch bei nationalen Meetings in Kingston und der weiten Welt der Karibik.
Seine erste Medaille gewann Bolt aber beim Rennen über 80 Meter Hürden während eines Events auf der William Knibb Memorial High School. Doch so wirklich konnte er sich noch nicht für diese Art des Sports begeistern und so dauerte es noch eine Zeit, bis die Liebe zum schnellen Laufen auf Gegenseitigkeit beruhte.
Usain Bolt: Erst Hochsprung, dann die Bahn
Gegenüber sportal.de erklärte der heutige Weltrekordhalter: "Ein Trainer hat mich dann gesehen und sich gedacht, dass ich so aussehe, als ob ich schnell laufen könne. So bin ich schließlich da gelandet, wo ich heute bin. Und Sie sehen ja, was daraus geworden ist." Über den Hochsprung fand Bolt dann auf die Laufbahn.
Vor seinem jetzigen Coach Glen Mills hatten der mittlerweile verstorbene Pablo McNeil und Dwayne Barrett seinerzeit die nicht immer leichte Aufgabe, das Talent zu fördern und die Stärken an die Oberfläche zu bringen. Denn Bolt gehörte nicht unbedingt zu den schüchternsten Jungs und schlug hie und da gerne über die Stränge.
Für einen Flirt mit einem Mädchen verließ er auch schon einmal das Schulgelände und nahm sich ein Taxi oder floh in einem Kofferraum aus dem Stadion. "Es war nicht immer einfach, aber wenn man ihn erst kennengelernt hatte, war es eine einfache Arbeit", erklärte McNeil auf jamaica-gleaner.com.
Im Alter von 16 Jahren trennten sich dann die Wege, denn Bolt ging nach Kingston, um weiter gefördert zu werden. Zuvor hatte er bei den Junioren Weltmeisterschaften die Goldmedaille über 200 Meter gewonnen und war vor dem Start so nervös, dass er sich die Schuhe verkehrt herum anzog. "Als er die 200 Meter gewann habe ich entschieden, dass er besonderer Förderung bedarf", erklärte P.J. Patterson, der sechste Premierminister von Jamaika, später.
Bolt und die Erfolgsgeschichte über 200 Meter
Das Hauptaugenmerk lag auf den 200 Metern, auf denen die Erfolgsgeschichte nur ein Jahr später eine würdige Fortsetzung fand. Erneut gewann er den WM-Titel der Junioren, lief in 20,4 Sekunden einen neuen Rekord und gewann zudem den IAAF Rising Star Award der Jahre 2002 sowie 2003. Als 16-Jähriger lief er bei den Pan American Junior Championships dann eine Zeit von 20,13 Sekunden und war schneller, als gestandene Läufer wie Maurice Greene oder Frankie Fredericks.
"Im Endeffekt war es im Jahr 2003, als ich die Entscheidung gefällt habe, zu den Profis zu wechseln" sagte Bolt zu sportal.de und es wird wenig überraschen, welchen Plan B er in der Tasche hatte, falls es mit dem Sport nicht so ganz funktioniert hätte. "So ganz ohne Sport wäre es auch dann sicherlich nicht gegangen, aber vielleicht hätte ich etwas im Bereich Entertainment gemacht."
Eine Eigenschaft, die Bolt auszeichnet und ihn so ungeheuer populär macht. Seine Jubelpose ist zudem ein gefragtes Motiv für jedes Foto und seine Lockerheit während der Wettkämpfe macht einfach Spaß. "Ich liebe den Wettkampf und kann mich sehr gut konzentrieren und relaxen, wenn ich Musik höre und ein wenig tanze. Ich glaube auch, dass die Fans das mögen. Es macht den Sport doch ein wenig lockerer und interessanter."
Usain Bolt wird im Jahr 2004 schließlich Profi
Ab dem Jahr 2004 startete Bolt dann bei den Profis, nachdem er als erster Junioren-Sprinter die 200 Meter unter 20 Sekunden gelaufen war. Sein erstes Profi-Jahr war jedoch von Verletzungen geprägt und so musste er bei den Olympischen Spielen in Athen passen. Auch in den kommenden Jahren waren es immer wieder kleinere Verletzungen, die ihn begleiteten.
War Bolt fit, brach er Rekorde sowie persönliche Bestleistungen. 2006 lief er beim Grand Prix in Lausanne die 200 Meter in 19,88 Sekunden, beim IAAF World Cup in Athen gewann er mit Silber seine erste internationale Medaille. Im selben Jahr brach er auch den jamaikanischen Rekord mit einer Zeit von 19,75 Sekunden.
Den großen Durchbruch schaffte der Ausnahmeathlet dann im Jahr 2008, bei den Olympischen Spielen in Peking, als er die angesprochenen drei Goldmedaillen gewann, dabei Weltrekorde aufstellte. Nun möchte Bolt seine Titel in London natürlich verteidigen. "Das wird der Augenblick, und das wird das Jahr sein, in dem ich den Rest der Welt hinter mir lasse", so Bolt im Guardian.