Anders als im Viertelfinale ließen es die Amerikanerinnen im Halbfinale gegen Frankreich nicht bis zum Elfmeterschießen kommen. Doch auch gegen die Französinnen hatten sie es beim 3:1 schwerer als ihnen lieb sein konnte - bis Abby Wambach für die Erlösung sorgte.
Nach dem Ausscheiden der Mitfavoritinnen galten sich vor dem Halbfinale als aussichtsreichste Kandidatinnen für die Endspielteilnahme. Am Ende gewannen die USA ihre Partie mit 3:1 gegen Frankreich, hatten jedoch über weite Strecken ihre Liebe Mühe mit der französischen Angriffslust.
Lauren Cheney hatte vor 25.676 Zuschauern im Mönchengladbacher Borussia Park früh für das 1:0 (9. Minute) gesorgt, doch nach Wiederanpfiff hatte Gaëtane Thiney den verdienten Ausgleich erzielt (55.). Schließlich waren es Abby Wambach (80.) und Alex Morgan (83.), die für den Finaleinzug der Amerikanerinnen sorgten.
Frühes Tor von Cheney
Von Beginn an waren es vor allem die Favoritinnen, die die Gegnerinnen in der Defensive mit frühem Pressing unter Kontrolle hielten und damit ihren offensiven Druck noch besser aufbauen konnten. Bereits in der neunten Minute sollte sich dies auszahlen. Heather O'Reilly war auf der linken Bahn nach vorne gesprintet und hatte in aller Ruhe die in der Mitte laufende Lauren Cheney bedienen können, die Berangere Sapowicz im französischen Tor keine Chance ließ.
Danach bestimmten die US-Girls weiterhin das Geschehen, ehe sich die Französinnen ab Mitte der ersten Hälfte mehr und mehr zutrauten. Doch entweder fehlte die Präzision oder Hope Solo (30. Minute) bzw. das Lattenkreuz (33.) behaupteten die Führung für die USA. Das befürchtete einseitige Semifinale war zu diesem Zeitpunkt nicht eingetreten.
Nach den französischen Angriffbemühungen durften die Amerikanerinnen wieder ran, bei denen Abby Wambach gleich zwei Mal im Mittelpunkt stand. Christie Rampone hatte die Stürmerin am linken Pfosten per Flanke bedient, doch die Latte rettete dieses Mal die Gegnerinnen (38.). Zwei Minuten später kam Wambach bei einer Hereingabe von Shannon Boxx gegen Sapowicz und Sonia Bompastor zu spät.
Stürmische Französinnen
Nach der Pause deuteten die Französinnen schnell an, dass die US-Führung für sie so nicht in Ordnung ging. Gaëtane Thiney wirkte dabei als treibende Kraft. Als Torschützin in der 55. Minute konnte die Stürmerin jedoch nicht gelten - Bompastor brachte den Ball von links zwar auch in Thineys Richtung und Hope Solo im US-Tor ließ sich von der Stürmerin ablenken, doch Bompastors Schuss erreichte ohne Thineys Hilfe das Netz.
Die Französinnen blieben nach dem Ausgleich weiter am Drücker, die Amerikanerinnen reagierten zunächst geschockt und ließen mehr und mehr kleinere Fehler in das eigene Spiel einfließen. So begünstigte Solo eine gegnerische Chance, als sie sich einen Fehlpass auf Eugenie Le Sommer leistete. Zu Solos Glück übersah Le Sommer aber Mitspielerin Louisa Necib übersah und verschoss (66.).
Wenige Entlastungsangriffe brachten auf der anderen Seite Druck - so auch in der 70. Minute, als Rapinoe einen harten Schuss auf Frankreichs Tor bringen konnte, Sapowicz konnte nur abklatschen und hatte gleich zweifach Glück, dass Alex Morgan den Ball genau auf sie schoss und Schiedsrichterin Kirsi Heikkinen auf Abseits entschied.
Plötzlich ging alles ganz schnell
Diese Angriffe schienen den Amerikanerinnen den Gegendruck und Schock mehr und mehr zu nehmen - auch wenn zunächst noch die Gegnerinnen angriffen. In der 80. Minute schockte dann - natürlich - Wambach Fußball-Frankreich, als sie eine Ecke von Cheney mustergültig zur erneuten Führung im französischen Tor unterbrachte.
Den endgültigen Stempel auf das Finalticket setzte dann Alex Morgan, die von Rapinoe geschickt worden war, dabei Glück hatte, dass Laura Georges nicht mehr an den Ball kam und schließlich mit einem überlegten Lupfer das 3:1 markierte.
Anbrennen ließen die Amerikanerinnen nach diesem Treffer nichts mehr und brachten so die Partie zum Abschluss, die die erste Finalteilnahme bei einer WM seit 1999 bedeutete. Bedanken mussten sie sich dieses Mal erneut bei Abby Wambach, deren Treffer letztlich die französische Angriffslust stoppte.
Sven Kittelmann