Regen, Kälte, Konkurrenten? Von alledem ließ sich Zehnkämpfer Ashton Eaton bei den US Trials in Eugene nicht aus dem Konzept bringen. Der Amerikaner legte eine Wahnsinns-Leistung auf die Tartanbahn, durchbrach die 9000-Punkte-Schallmauer und stellte einen neuen Weltrekord auf.
Die 21.795 Zuschauer im historischen Hayward Field von Eugene/Oregon riss es von den Sitzen, als Zehnkampfer Ashton Eaton nach dem abschließenden 1500 Meter-Lauf erschöpft auf die Knie sank und die Anzeigetafel sein schier unglaubliches Ergebnis anzeigte. 9039 Punkte bedeuteten nicht nur, dass der US-Amerikaner die Trials und damit das Olympia-Ticket gewonnen hatte, sondern in erster Linie einen neuen Weltrekord. Um 13 Zähler hatte Eaton die fast elf Jahre alte Bestmarke des Tschechen Roman Seberle überboten.
"Dieses Stadion hat etwas Magisches. Auf den letzten 600 Metern hat mich die Menge getragen, das war, als wenn ich nicht mit meinen eigenen Beinen laufen würde", strahlte Eaton überglücklich, nachdem er zu Tränen gerührt seine Verlobte und seine Mutter in die Arme geschlossen hatte. Eaton ist überhaupt erst der zweite Zehnkämpfer in der Geschichte des Zehnkampfes, der die Schallmauer von 9000 Punkten durchbrechen konnte.
Den Grundstein zu diesem historischen Ergebnis hatte der 24-Jährige durch im Rahmen eines Zehnkampfes nie zuvor erzielten Resultaten gelegt. Über die 100 Meter lief er exzellente 10,21 Sekunden, im Weitsprung kam er auf sensationelle 8,23 Meter. Insgesamt gewann er sieben der zehn Disziplinen.
Eaton locker: "Ok, let's do it"
Der zweimalige Weltmeister Trey Hardee hatte dagegen nicht den Hauch einer Chance, wurde mit riesigem Abstand Zweiter (8383) - und war dennoch froh, Zeuge von Eatons historischem Heimsieg gewesen zu sein. "Ich werde später meinen Freunden und Kindern erzählen, dass ich dabei war, als Ashton diese Bestmarke aufgestellt hat", betonte Hardee auf der Pressekonferenz. Er hatte seinen Satz noch gar nicht beendet, da unterbrach ihn der neben ihm sitzende Eaton: "Sag denen aber auch, dass ich einen Weltrekord aufstellen musste, um dich zu besiegen."
Das ursprüngliche Ziel von Eaton war eigentlich der mittlerweile 20 Jahre alte US-Rekord von Dan O'Brien gewesen. Nach dem Stabhochsprung, als er bereits 7468 Punkte auf dem Konto hatte, fragte er seinen Coach Harry Marra, welche Leistungen er im Speerwurf und abschließenden 1500 Meter-Lauf den erzielen müsse, um O'Briens 8891 Punkte zu knacken. Doch Marra sagte nur zwei Worte: "Ashton, Weltrekord."
Es war Marras Blick, so Eaton, der ihm versicherte, dass sein Coach absolut von ihm überzeugt sei. "Ok, lets do it", lautete daher seine entschlossene Antwort. Gesagt, getan! Als Eaton dann seine Ehrenrunde drehte und mit beiden Händen Herzen in die Luft malte, applaudierte auch OBrien. "Das Beeindruckendste ist, dass er den Rekord trotz des schlechten Wetters aufgestellt hat", sagte OBrien der Nachrichten-Agentur dpa.
Regen und Kälte stören Eaton nicht
Die äußeren Bedingungen in Eugene waren an beiden Tagen alles andere als weltrekordverdächtig. Doch für Eaton sind Regen und Kälte nichts Neues. Er ist unweit von Eugene aufgewachsen, hat hier studiert, im Hayward Field trainiert, kennt Stadt, Stadion und eben auch das hiesige Wetter bestens.
"Als Zehnkämpfer lässt du dich nicht davon beeinflussen - das ist wie die elfte Disziplin und da musst du einfach gegen ankämpfen." Jetzt auch in London bei Olympia. "Der Weltrekord ist schön. Aber es gibt nichts Größeres als Olympia. Hoffentlich gewinne ich eine Medaille", sagte der 24-Jährige, der als Top-Favorit auf Gold in die englische Hauptstadt fährt.