Marco Reus ist für Jürgen Klopp "irgendwann falsch abgebogen", aber auch Borussia Dortmund sucht zum Hinrundenfinale nach dem Weg aus der Krise. Im Kellerduell beim Tabellenletzten Werder Bremen (Sa., 15.30 Uhr im Live-Ticker) will der BVB nach einer total verkorksten Halbserie wenigstens einen versöhnlichen Jahresabschluss feiern. Die Führerschein-Affäre Marco Reus war dabei sicherlich hilfreich, um für mehr Ruhe bei den Schwarz-Gelben zu sorgen.
Der 25 Jahre alte Fußball-Nationalspieler der Borussia hatte einen Strafbefehl über 540.000 Euro wegen jahrelangen Fahrens ohne Führerschein erhalten. Der derzeit noch verletzte Reus zog die gesamte mediale Aufmerksamkeit auf sich.
Reus soll sogar bei einer Kontrolle einen gefälschten niederländischen Führerschein vorgezeigt haben. "Auch dieser Vorgang ist ganz offensichtlich strafrechtlich bewertet worden. Mehr kann ich zu diesem Thema nicht sagen", sagte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke der "Bild". Gegen Reus wurde auch wegen Urkundenfälschung ermittelt. Das Ermittlungsverfahren wurde allerdings eingestellt, weil dem Ex-Gladbacher wegen Fahrens ohne Führerschein bereits eine höhere Strafe drohte.
Klopp: "Toller Kerl, der einen Fehler gemacht hat"
Die BVB-Verantwortlichen hatten jedenfalls alle Mühe, die richtigen Worte für die Riesendummheit ihres Star-Spielers zu finden. "Was Marco gemacht hat, ist eine erhebliche Verfehlung. Aber es war auch der Fehler eines jungen Mannes, aus dem er nicht mehr herausgekommen ist", betonte Watzke in der Tageszeitung "Die Welt". Und Klopp ergänzte: "Bei solchen Geschichten ist es schwierig, einen Ausweg zu finden. Es geht jetzt ganz normal weiter. Er ist ein ganz toller Kerl, der einen Fehler gemacht hat."
Fehler auf dem Spielfeld haben sich die Dortmunder auf der Bundesliga-Bühne zuletzt ebenfalls en masse geleistet. Unter der Woche reichte eine zweimalige Führung gegen den VfL Wolfsburg nicht zum Sieg (2:2). Zuvor hatte es ein 0:1 in Berlin gegeben. Auf Tabellenplatz 16 oder gar einem Abstiegsrang will der BVB auf keinen Fall überwintern. Die zehnte Saisonniederlage in der Bundesliga muss in Bremen auf jeden Fall verhindert werden, um nicht auf einen Abstiegsplatz abzurutschen.
Hitzfeld glaubt an Klopp
Dortmunds ehemaliger Meistertrainer Ottmar Hitzfeld glaubt indes fest an die Qualitäten von Klopp im Abstiegskampf. "Klopp ist jung, er wird dieses Tief durchschreiten", sagte der 65-Jährige dem Kölner Express. Der erfahrene Fußballlehrer erklärte auch, wie die Westfalen aus der Krise finden werden: "Indem man Ruhe bewahrt. Und das tun die Verantwortlichen auch. Alle stehen zu Jürgen Klopp. Das ist das Wichtigste. Sie haben die Chance, noch in die internationalen Ränge zu kommen. Borussia Dortmund bleibt der größte Gegner der Bayern in den nächsten Jahren."
Diese Worte dürften den zuletzt arg gebeutelten Borussen runtergehen wie Öl. Richtig "abbiegen" will der BVB schon mal am Samstag an der Weser.