Der deutsche Meister THW Kiel muss um den Einzug ins Final-Four-Turnier der Champions League zittern - und der deutsche Handball vor einer historischen Schlappe. Nach dem 29:31 (15:17) im Viertelfinal-Hinspiel beim EHF-Cup-Sieger Pick Szeged droht das Final-Four-Turnier Ende Mai in Köln bei der sechsten Auflage erstmals ohne einen Bundesligisten stattzufinden. Immerhin hielt der THW trotz großer Verletzungssorgen und spielerischer Schwächen mit viel Kampfkraft den Rückstand in Grenzen.
Gegen die Ungarn, die im Achtelfinale die Rhein-Neckar Löwen überraschend deutlich mit zwei Siegen ausgeschaltet hatten, müssen die gebeutelten Kieler im Rückspiel am kommenden Sonntag (19.30 Uhr) zulegen.
Auch im EHF-Cup droht der Traum vom Einzug ins Final Four für die Handball-Bundesligisten HSV Hamburg und MT Melsungen im Viertelfinale zu platzen. Der ehemalige Champions-League-Sieger Hamburg verlor sein Hinspiel beim schwedischen Vertreter Eskilstuna Guif 26:29 (13:12), Melsungen musste sich beim dänischen Pokalsieger Skjern HB mit 20:25 (12:12) geschlagen geben. Beide Teams brauchen damit in ihren Rückspielen am 19. April deutliche Heimsiege, um noch das Final Four in Berlin zu erreichen.
Im mit 2300 Zuschauern ausverkauften Hexenkessel Varosi Sportcsarnok tat sich das Team von Trainer Alfred Gislason gegen die erfahrenen und abgebrühten Ungarn ungemein schwer. Vor allem Nationalspieler Steffen Weinhold als bester Werfer (sechs Tore) verhinderte Schlimmeres.
Abstimmungsprobleme auch nach der Halbzeit
"Ich bin enttäuscht. Die Abwehr war nicht aggressiv genug. Wir haben fünf, sechs klare Chancen ausgelassen", sagte Gislason bei Sky. Auch Kapitän Filip Jicha war bedient: "Das war ein Chaos-Spiel gegen einen sehr schlauen Gegner. Wenn man den schlagen will, muss man schlauer sein. Jetzt freuen wir uns aber auf das Rückspiel. Das sind die Spiele, für die man Handball spielt."
Die Defensive des Bundesliga-Spitzenreiters zeigte von Beginn an Schwächen, nach dem Treffer zum 3:7 nahm Gislason eine Auszeit. Der spanische Nationalkeeper José Manuel Sierra im Tor der Ungarn bereitete den Kielern zudem immer wieder Kopfzerbrechen. Schon da war klar, dass der THW größere Probleme bekommen würde als bei seinen deutlichen Siegen im Achtelfinale gegen Titelverteidiger SG Flensburg-Handewitt. Immerhin hielten die Gäste voll dagegen.
Doch auch nach der Pause bekamen die Kieler ihre Abstimmungsprobleme nicht in den Griff, das Fehlen zahlreicher verletzter Stars machte sich bemerkbar. Neben Dominik Klein und Aron Pálmarsson fielen auch die beiden Torhüter Johan Sjöstrand und Andreas Palicka aus. Die Ersatz-Torwarte Kim Sonne und Routinier Steinar Ege konnten der Defensive auch nur selten Sicherheit verleihen. Immerhin hielt Ege beim Stand von 20:22 (40.) einen Siebenmeter, Sonne entschärfte kurz darauf einen Gegenstoß.
Kiel kämpfte weiter und glich in der 51. Minute erstmals aus (26:26). Doch die Ungarn, angefeuert von den frenetischen Fans, hatten das bessere Ende für sich.
"Das waren ein paar Tore zu viel"
Die Hamburger haderten derweil nach ihrer schwachen Leistung in Schweden. "So darf man nicht auftreten in einem Viertelfinale. Wir müssen und werden jetzt im Rückspiel alles, was wir haben, reinwerfen", sagte HSV-Geschäftsführer Christian Fitzek. Der französische Weltmeister Kentin Mahé war mit acht Toren bester Werfer der Hamburger.
Noch schwieriger wird die Aufgabe für Melsungen nach der Fünf-Tore-Niederlage. "Das waren heute ein paar Tore zu viel. Eine Niederlage mit zwei bis drei Toren Unterschied wäre noch okay gewesen", sagte MT-Spieler Jeffrey Boomhouwer.
Der dritte deutsche Teilnehmer am EHF-Cup, Pokalsieger Füchse Berlin, profitiert vom Gastgeber-Bonus und muss keine Viertelfinalspiele bestreiten. Die Finalrunde in der Max-Schmeling-Halle findet am 16./17. Mai statt.