Tommy Haas steht bei dem am Mittwoch beginnenden Turnier in Indian Wells im Mittelpunkt. Der 38-Jährige fungiert beim "fünften Grand Slam" erstmals als Turnierdirektor.
Der neue Job im kalifornischen Paradies der Millionäre ist für Tommy Haas wie "ein Sechser im Lotto". Was nicht nur daran liegt, dass der 38-Jährige auch im urbanen Outfit mit weißem Hemd und langer Hose eine klasse Figur abgibt. Der Spitzname Sonnyboy, er passt auch jetzt noch perfekt zu dem stets gut gebräunten Familienvater.
Haas fremdelt nicht, wenn er in diesen Tagen durch den mit Palmen besäumten Indian Wells Tennis Garden geht und das lockere Gespräch mit "seinen" Tennis-Profis sucht. Er ist immer noch einer von ihnen, das spürt man. Dennoch steht der "ewige Tommy", die Nummer 1024 im ATP-Ranking, in den nächsten zwölf Tagen doch irgendwie auf der anderen, der Funktionärsseite.
"Diese Aufgabe reizt mich sehr, ich bin sehr gespannt"
Für den Wahl-Amerikaner Haas ist es so etwas wie ein erster Schritt in die eigene Zukunft, wenn er ausgerechnet bei dem mit insgesamt 15,7 Millionen Euro dotierten Großevent im malerischen Coachella Valley sein Debüt als Turnierdirektor gibt.
Der Ort, aber auch die Strahlkraft der Veranstaltung passen bestens zu einem stets groß denkenden Menschen wie Haas. "So, wie es jetzt läuft, habe ich es mir immer vorgestellt. Diese Aufgabe reizt mich sehr, ich bin sehr gespannt", sagte der frühere Weltranglistenzweite und verriet dem Tennis Magazin: "Indian Wells liegt mir schon lange am Herzen". Nervosität vor der Feuertaufe in der Wüste? Haas, der Mann von Welt, zeigt sie zumindest nicht.
Er selbst darf als Spieler nicht am "fünften Grand Slam", wie das größte kombinierte Herren- und Damenturnier nach den vier Majors genannt wird, teilnehmen. Das untersagen die ATP-Statuten den Turnierdirektoren.
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Also wird Haas sich in Ruhe all den anderen Dingen wie beispielsweise der Gestaltung des Spielplans widmen können. Und dabei natürlich seine Erfahrungen als Profi einfließen lassen. Bereits bei den Australian Open im Januar war der gebürtige Hamburger von den Kollegen als Funktionär in Tennis-Shorts wahrgenommen worden. "Natürlich haben dort einige wegen Wildcards bei mir nachgefragt", berichtete Haas grinsend.
Zu seinem Engagement in dem 5000-Einwohner-Städtchen mit den anteilig meisten Millionären in den USA kam Haas durch seinen "guten Freund" Larry Ellison (72). "Wir teilen eine große Liebe, nämlich die zum Tennis. Larry möchte das Turnier immer weiter entwickeln und für alle zu einem Erlebnis machen", sagte Haas über den Gründer des US-Softwareriesen Oracle, dessen Vermögen laut Forbes-Liste knapp 52 Milliarden US-Dollar beträgt.
Abschied als Profi wohl bei den US-Open
Vor acht Jahren hatte Ellison den Tennis Garden in Indian Wells gekauft. Seine Vision: "Es soll das Tennis-Paradies werden." Nach Investitionen im dreistelligen Millionen-Bereich besitzt das Turnier mittlerweile den zweitgrößten Centre Court der Welt mit 16.100 Plätzen. Nur ins Arthur-Ashe-Stadium in New York passen mehr Besucher (23.771).
Die Zuschauer beim "Desert Slam" dürfen sich in diesem Jahr auf 21 neue Restaurants freuen. Eines davon führt bezeichnenderweise Edel-Gourmet Wolfgang Puck, der alljährlich bei der Oscar-Verleihung für das kulinarische Wohl der Stars und Sternchen aus Hollywood sorgt.
Die Rahmenbedingungen sind also perfekt für das Debüt von Haas als Event-Boss. Die Zukunft des dreimaligen Melbourne-Halbfinalisten scheint bereitet. Seinen Abschied als Profi wird er wohl bei den US Open im August geben - auf der großen Bühne von Flushing Meadows. Gut möglich, dass sich Haas bis dahin schon einen formidablen Ruf als Turnierdirektor erarbeitet hat.