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Von: Daniel Raecke
Datum: 25. Juni 2012, 00:46 Uhr
Format: Artikel
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Taktikanalyse: England - Italien 0:0 n.V.

John Terry, England
Einer der besten Engländer in Kiew: John Terry

Italien war England haushoch überlegen - spielte aber nur unentschieden. Kommt einem bekannt vor? Was Chelsea Recht war, kann England nur billig sein. Unsere Themen: Ist Andrea Pirlo der beste Fußballer der Welt? Was ist das Problem mit Elfmeterschießen? War England überhaupt schlecht? Und wann ist endlich Donnerstag?

Eine Taktikanalyse zu einem im Elfmeterschießen entschiedenen Spiel zu schreiben, ist nie ein Spaß. Die Versuchung ist immer groß, dem Sieger des Spiels im Nachhinein auch die Überlegenheit in den 120 Minuten zuzuschreiben und dann von einem "verdienten Sieg im Elfmeterschießen" zu sprechen - wie etwa Manuel Neuer nach Bayerns Weiterkommen in Madrid in der Champions League.

1) Elfmeterschießen - Notwendiges Übel, keine Fortsetzung des Spiels

Bayern allerdings hatte das Spiel in Madrid verloren, trotzdem erläuterten nicht wenige deutsche Medien anschließend, warum die Münchner im Bernabéu gewonnen hatten. Gerade in Deutschland mit seiner historisch guten Bilanz in dieser Entscheidungsfindung ist es beliebt, das Elfmeterschießen als logische Fortsetzung oder gar Höhepunkt eines Fußballspiels zu begreifen.

Nicht ohne Grund rechnete man früher (und in vielen Medien noch heute) in Deutschland oft die "Tore" aus dem Elfmeterschießen einfach zu den Toren in den 120 Minuten hinzu und sprach dann davon, das Team habe "7:6 nach Elfmeterschießen" gewonnen. Dass diese Logik in Fällen, in denen das Elfmeterschießen über ein Gesamtergebnis nach Hin- und Rückspiel entscheidet, oft gar nicht funktioniert, hat der Konvention über die Jahre erstaunlich wenig Abbruch getan.

Dass man in Deutschland das Elfmeterschießen so gerne als Teil des Spiels ansieht, ist wahrscheinlich ebenso nachvollziehbar wie das andere Extrem in England. Dort muss man das Ergebnis des Elfmeterschießens oft mit der Lupe suchen, weil als Ergebnis nur das Unentschieden ausgewiesen ist, und dann als Fußnote irgendwo vermerkt wird, wer eigentlich weitergekommen ist.

"Moment mal", hören wir jetzt, "schreibt Ihr nicht auch in der Überschrift 0:0 n.V.? Seid Ihr etwa Engländer?" Antwort: Das hier ist die Taktikanalyse. Und da hat - egal, was man persönlich von Elfmeterschießen hält - nur das Spiel über 120 Minuten etwas zu suchen, und nichts anderes.

Aber Stichwort "persönlich" - eine persönliche Anmerkung zum Elfmeterschießen: Die Anmerkung eines fassungslosen New York Times-Journalisten nach dem WM-Finale 1994, den wichtigsten Wettbewerb des Weltsports nach Penalties zu entscheiden, sei vergleichbar damit, das Stechen im Masters-Turnier auf der Minigolfbahn auszutragen, hat einen gewissen Charme, aber selbst, wenn man es akzeptabel findet, die wichtigsten aller Fußballentscheidungen in Form von Einzelduellen statt als Mannschaftssport auszutragen, bleibt das Problem der ungleichen Chancenverteilung.

Wie Professor Ignacio Palacios-Huerta von der London School of Economics in einer Jahrzehnte umspannenden und 2011 vorgestellten Studie festgestellt hat, gewinnt die Mannschaft, die den Münzwurf gewinnt und den ersten Elfmeter schießt, 60 Prozent aller Elfmeterschießen. So stark beeinflusst der größere Druck auf die Mannschaft, die nachlegen muss, die Siegchancen. 20 Prozent Vorteil - das wäre fast so, als bekäme eine Mannschaft ein Tor vorab gut geschrieben. Nüchtern betrachtet, müsste diese Asymmetrie eigentlich das Elfmeterschießen in seiner jetzigen Form ad absurdum führen.

Warum wir das alles ausgerechnet an dieser Stelle schreiben? Sind wir etwa Engländer? First of all: We're not, mate. Zweitens: Nach dem Champions League-Finale Bayern München gegen Chelsea gegen das Elfmeterschießen zu protestieren, wäre billig. In Kiew hat sich die klar bessere Mannschaft durchgesetzt. Italien steht zu Recht und zum Glück für die meisten Fußballfans im Halbfinale. Unsere Ablehnung des Modus hat also nichts damit zu tun, das Resultat nicht zu akzeptieren. Weil es mehr oder minder Zufall ist, ob sich die bessere Mannschaft durchsetzt oder eben nicht.

2) Andrea Pirlo - Weltfußballer des Jahres?

Cristiano Ronaldos immer besseres Turnier, zusammen mit seinen Leistungen für den Spanischen Meister Real Madrid, macht ihn zum Topfavoriten auf den Goldenen Ball 2012 als bester Fußballer der Welt. Aber Andrea Pirlo müsste, wenn es gerecht zuginge, zumindest in die engere Auswahl kommen. Der Spielmacher gewann mit Juventus ungeschlagen den italienischen Meistertitel und glänzt in einer ähnlichen Rolle nun auch bei der EM.

Mehr als 100 Pässe brachte Pirlo gegen England an den Mann, was den Vergleich mit Xabi Alonso gegen Frankreich nahe legt - mit Unterschieden: Spanien gewann in 90 Minuten, durch zwei Alonso-Tore. Nichtsdestoweniger begeisterte Pirlo mit seinen feinen Zuspielen und seiner grandiosen Spielübersicht. Trotz seiner nicht als explosiv zu bezeichnenden Schnelligkeit verkörpert er einen ausgestorben geglaubten Spielertyp: den vor der eigenen Abwehr postierten Regisseur, der von hinten aus dirigiert.

Diese Rolle war besonders interessant gegen England. Roy Hodgson vertraute auf zwei tiefe Viererketten, anaolog zum Spiel gegen Frankreich, und an Chelseas Champions League-Strategie erinnernd. Genau das aber ermöglichte es Pirlo, immer wieder in Ruhe aus der Abwehr den Ball zu erhalten, und dann seine Anspiele zu verteilen. Das erklärt seinen überproportional großen Einfluss aufs Spiel.

Damit Pirlo überhaupt für die Auszeichnung der FIFA in Frage kommt, ist es notwendig, in den kommenden ein bis zwei Spielen gegen Deutschland und eventuell Spanien oder Portugal erneut zu glänzen. Hinreichend ist aber selbst das nicht, seit der Gewinner des Ballon d'Or nicht mehr, wie früher, nur von Journalisten aus aller Welt gekürt wird, sondern auch von den Kapitänen und Trainern aller Nationalmannschaften.

Klingt jetzt etwas voreingenommen, wenn das von Journalisten geschrieben wird. Aber  die deutliche Wahl von Lionel Messi 2010 gegenüber Xavi und Andres Iniesta, als der Argentinier keinen internationalen Titel gewann, während seine beiden Teamkollegen Weltmeister geworden waren, warf Fragen auf, die auch nahe legen, dass Andrea Pirlo möglicherweise auch als Europameister und Italienischer Meister keinen leichten Stand haben wird.

Jenseits des taktischen Aspekts erfüllte PIrlo gegen England übrigens auch eine wichtige psychische Funktion: Sein gechippter, eleganter Strafstoß im Elfmeterschießen war der emotionale Wendepunkt in den Penalties.

3) England - Abrechnung oder Anerkennung?

Wie oben angesprochen - es liegt nahe, Englands Aus als logisches Ergebnis der beschränkten spielerischen Fähigkeiten der Three Lions anzusehen. Aber der Vergleich mit den nicht sehr anders auftretenden Blues aus Chelsea zeigt, wie sehr Elfmeterschießen, die mit dem eigentlichen Spiel nichts zu tun haben, die nachträgliche Wahrnehmung beeinflussen.

Das gilt auch für die gewohnt kritische englische Presse, die in ihren Rundumschlägen und Forderungen, was die FA alles ganz anders machen muss als bisher, übersieht, dass England von seinen letzten 16 Turnierspielen nur ein einziges verlor - das allerdings war das 1:4 gegen Deutschland in Südafrika, das zu Recht als Desaster angesehen wurde. 2004, 2006 und 2012 aber schied England jeweils im Elfmeterschießen aus, von vier Spielen gegen Frankreich, Schweden, die Ukraine und Italien verlor Hodgsons Team kein einziges. Das ist keine schlechte Bilanz für diesen Kader.

Es ließe sich allerdings einwenden, dass reine Defensivstärke eben nicht ausreicht, um Turniere zu gewinnen, und wenn man immer wieder ins Elfmeterschießen muss, dann verliert man halt auch immer mal wieder. So weit, so allgemein. Was machte England nun gegen Italien falsch? Gar nicht so viel.

Die Defensivtaktik von Roy Hodgson war nachvollziehbar und vernünftig gegen einen überlegenen Gegner. Unser Mantra von der Hegemonie des Defensivfußballs heißt ja nicht, dass immer die defensivere Mannschaft ein Spiel gewinnt. Aber wenn eine Mannschaft fußballerische Defizite hat, dann hat sie nur mit Defensivfußball eine Chance. Wenn eine Defensivtaktik nicht aufgeht, dann ist man immer schnell bei der Hand mit nachträglicher Kritik an "zu ängstlichem Fußball".

Festhalten kann man aber, dass Italien in 120 Minuten fast 40 Torschüsse abgab und dennoch kein Tor erzielte, ohne, dass Joe Hart eine einzige wirklich große Parade zeigen musste. Das erinnert ebenfalls an Chelsea, und es zeigt, dass die mittlerweile sprichwörtliche Reduzierung der "Chancenqualität" ein probates Mittel im internationalen Fußball sein kann.

Dass die extrem defensive Ausrichtung negative Folgen fürs eigene Offensivspiel hatte, lässt sich andererseits auch nicht leugnen. Um Andrea Pirlos Schreckensherrschaft hinter Riccardo Montolivo und vor der englischen Mittelfeldkette, die sich zehn Meter vor dem eigenen Strafraum aufreihte, zu adressieren, ließen sich Wayne Rooney und Danny Welbeck oft so tief fallen, dass sie zwischen Pirlo und dem eigenen Tor postiert waren, wenn der Spielmacher den Ball führte.

Beeindruckende Defensivdisziplin, vor allem von Welbeck, wenn Bert van Marwijk das Video vom heutigen Spiel studiert, wird er wahrscheinlich gar nicht verstehen, was er da sieht - kein Spieler vor dem Ball? Aber da der ohnehin defensivere James Milner und Ashley Young mit in die Unterstützung der Außenverteidiger eingebunden waren, gab es bei Balleroberungen fast nie Anspielstationen für Konter. Ein englischer Konter in der zweiten Hälfte wurde so umständlich und langsam ausgeführt, dass irgendwann ohne Übertreibung neun italienische Feldspieler wieder hinter den Ball gelangen konnten.

Um dieses Problem zu umgehen, brachte Hodgson Andy Carroll ins Spiel - einen physischen Stürmertyp, der hohe Bälle in Empfang nehmen sollte. Nun schlug Hart einen Ball nach dem anderen hoch nach vorne - mit dem Ergebnis, dass die meisten schnell wieder beim Gegner landeten. Laut Statistiken von Opta landeten 14 Abspiele des englischen Keepers bei einem Gegenspieler. Gianluigi Buffon verlor in 120 Minuten keinen einzigen Ball.

Die hilflose Taktik Englands hätte nur auf zwei Arten Erfolg haben können: erstens, wenn Carroll, der den Ball tatsächlich erstaunlich oft gut kontrollierte nach 60-Meter-Abschlägen, seine folgenden Ablagen an den Mitspieler gebracht und eine Passkombination initiiert hätte. Dafür aber hatte Sturmpartner Wayne Rooney einen zu schwachen Tag erwischt, und ohnehin hatte Italien gegen dieses primitive Mittel immer Überzahl in der Abwehr parat. Die andere Variante waren Standardsituationen, wie sie der zuvor bei dieser Euro exzellente Steven Gerrard manchmal in den Strafraum brachte.

Aber heute ergaben sich aus den Freistößen des Liverpoolers keine richtigen Chancen. Zum 0:0 nach Verlängerung reichte das aber alles trotzdem, eine vernichtende Kritik wie in den wichtigsten englischen Zeitungen (Guardian, Telegraph) erscheint, zumindest für dieses Spiel, etwas zu harsch. Die Qualität des englischen Kaders konnte vor dem Turnier eigentlich keinen Halbfinaleinzug erwarten lassen, und gegenüber der taktischen Naivität bei Fabio Capellos 1:4 gegen Deutschland hat Roy Hodgson in seiner kurzen, immer noch ungeschlagenen Amtszeit, zumindest große Stabilität in die Mannschaft gebracht. Seine schwierige Arbeit beginnt jetzt aber erst.

4) Europas Klassiker: Erste Vorschau auf Donnerstag

Zwei sehr attraktive Halbfinals liegen vor uns, von denen Deutschland - Italien das noch etwas größere Duell zu werden verspricht. Wenn man, wie die Bild, ohnehin immer nur noch von "uns" und "WIR" spricht, wenn die deutsche Auswahl gemeint ist; wenn man also, um es anders zu sagen, ohnehin schon jeden Bezug zur Realität verloren hat, dann kann man anstatt einer Einschätzung zu den Chancen vor diesem größten aller europäischen Nationalelfduelle einfach Wünsche und Behauptungen aneinanderreihen ("Italien, jetzt rechnen wir ab", "Die packen wir", "Wetten, diesmal kommen wir weiter").

Wenn man sich aber auf ein Fußballfest nach dem Vorbild des grandiosen Halbfinales von Dortmund 2006 freut, dann fragt man sich: Wo steht die deutsche Mannschaft jetzt im Vergleich zu damals? Und wo die italienische? Spannend verspricht das Spiel nicht nur wegen der großen Tradition (das achte Aufeinandertreffen bei einem Turnier, noch nie gewann der DFB) zu werden, sondern auch wegen der beiden Trainer.

Joachim Löw und Cesare Prandelli sind die wohl flexibelsten Taktiker der Euro. Kein anderer Coach verstand es bisher so gut, seine Mannschaft auf den Gegner einzustellen wie die beiden Kontrahenten von Donnerstag. Die reine Stärke des Kaders und der Spieler spricht leicht für Deutschland, aber man muss schon sehr arglos sein, wenn man sich eine deutsche Niederlage gegen diese Mannschaft nicht vorstellen kann. Sicher der bisher schwerste Gegner für das deutsche Team bei diesem Turnier.

Die interessanten Detailfragen, wie etwa die, ob Italien mit Dreierkette oder mit Raute im Mittelfeld spielen sollte, oder die nach der idealen Besetzung in der deutschen Offensive, werden wir in den kommenden Tagen ausführlich erörtern, während uns das Wasser im Munde zusammenläuft. Inzwischen haben wir eigentlich nur einen Wunsch für Donnerstag: Bitte kein Elfmeterschießen.

Daniel Raecke