Realitätssinn statt Größenwahn: Mit neuer Bescheidenheit will Ex-Profi Stefan Böger den Zweitliga-Absteiger Dynamo Dresden wieder in die Erfolgsspur führen. Der 47 Jahre alte Ex-Profi erhielt bei den Sachsen einen Vertrag bis 2016 für die 3. und 2. Liga. Vom sofortigen Wiederaufstieg wollte in Dresden bei Bögers Vorstellung niemand sprechen.
"Stefan Böger ist ehrgeizig, hat Erfahrungsschatz in der Zusammenarbeit mit jungen und entwicklungsfähigen Talenten", sagte Dresdens Sportdirektor Ralf Minge über den neuen Coach. Böger sei ein "Teamplayer", der die Strukturen und Möglichkeiten in Dresden genau kenne und bereit sei, "eine neue Mannschaft aufzubauen".
Böger selbst gab sich hochmotiviert. "Wir werden eine Mannschaft zusammenstellen und so hart arbeiten, dass dieses Team den Konkurrenzkampf in der 3. Liga annehmen kann", erklärte der 47-Jährige. Der Coach will in Zukunft auf Typen und Teamplayer statt auf teure Neuzugänge setzen. Allerdings wohl auch notgedrungen: Dresden hat einen Lizenzspieler-Etat von gerade mal 2,8 Millionen Euro. Böger: "Ich weiß, dass die Erwartungshaltung in Dresden nach dem Abstieg sehr groß ist. Dennoch sind realistische Ziele wichtig."
Zu personellen Veränderungen im Spielerkader sagte der frühere DDR-Auswahlspieler nicht viel. Er hoffe, dass der umworbene Innenverteidiger Toni Leistner bleibe. Ansonsten sei es noch nicht an der Zeit, "über einzelne Spieler zu sprechen", meinte Böger, der am 11. September 1990 in der Mannschaft stand, die beim 2:0 gegen Belgien das letzte Auswahlspiel der DDR absolvierte.
Minge fädelt Verpflichtung ein
Böger tritt bei Dynamo die Nachfolge des glücklosen Olaf Janßen an, unter dem Dresden als Tabellen-17. aus der 2. Bundesliga abgestiegen war. Eingefädelt hatte die Verpflichtung Minge, der seit Februar der starke Mann beim Traditionsklub ist. Böger arbeitete zuletzt seit 2008 beim DFB als Trainer der U16 und U17. Sein dort im Sommer auslaufender Vertrag wurde nicht verlängert. Auch Minge war von 2010 bis 2011 (U20) beim DFB tätig.Vor seiner Zeit beim Verband war Böger als Trainer beim VfB Lübeck und bei Holstein Kiel in Amt und Würden. Als Spieler trug er das Trikot von Carl Zeiss Jena, Hansa Rostock, MSV Duisburg und dem Hamburger SV. In der zweiten Mannschaft des HSV begann der gebürtige Erfurter auch seine Trainer-Karriere. Wie der frühere Mittelfeldspieler erklärte, habe er an Dresden beste Erinnerungen: Dort bestritt er für Carl Zeiss Jena sein erstes Oberliga-Spiel - an seinem 19. Geburtstag.