Durch den Unfall von Fernando Alonso kann Sebastian Vettel beim GP von Italien die WM-Führung erobern. Im Interview spricht Vettel über den Favoriten auf den Gesamtsieg, das Kräfteverhältnis in der Formel 1 und erklärt, welcher Fahrer ihm gefährlich werden kann.
Noch 24 Punkte beträgt der Rückstand von Sebastian Vettel auf den WM-Führenden Fernando Alonso und sollte der Spanier beim GP von Italien ausscheiden, könnte Vettel mit einem Sieg in der Wertung vorbeiziehen. Über solch ein Szenario wollte sich der Weltmeister allerdings im Vorfeld des Rennens nicht den Kopf zerbrechen.
Ist das Titelrennen nach Fernando Alonsos Ausfall und Ihrem zweiten Platz in Belgien wieder völlig offen oder sind Sie nun gar der Favorit?
Vettel: Ehrlich gesagt, kann man das so nicht sagen, da das Titelrennen auch schon vor dem Grand Prix in Spa noch offen war und vielleicht bis zum letzten Rennen in Brasilien offen bleibt. Natürlich war es unser Ziel nach der Sommerpause, die Lücke zu Fernando weiter zu schließen, was passiert ist, aber in dieser Saison liegen die Teams alle so nah beieinander. Die Meisterschaft ist unser Ziel, aber wir müssen von Rennen zu Rennen denken und auf uns selbst konzentrieren.
Entspricht der aktuelle WM-Stand dem tatsächlichen Kräfteverhältnis oder müssten Sie das Klassement aufgrund der Vorteile Ihres Red Bull - der RB8 gilt als bestes Auto im Feld - eigentlich anführen?
Vettel: Müsste, hätte, aber, vielleicht. Mit Konjunktiven kommt man nicht weiter. Es gab so und soviel Punkte zu vergeben, Fernando hat die meisten gemacht. Warum, ist am Ende egal. Ganz ohne Speed wäre ihm das jedenfalls nicht gelungen. Wichtig ist, aus Fehlern zu lernen, aber damit sollte der Blick in den Rückspiegel auch schon aufhören.
Wer ist ihr härterer WM-Rivale: Ihr Teamkollege Mark Webber als Gesamtdritter oder Spitzenreiter Alonso. Oder fürchten Sie Lotus-Rivale Kimi Räikkönen und das McLaren-Duo Lewis Hamilton und Spa-Sieger Jenson Button noch mehr?
Vettel: Ich denke, jeder der aufgezählten Fahrer gehört zu meinen engsten Konkurrenten, und wenn ich am Ende vorne stehen möchte, muss ich sie alle schlagen. So einfach ist das. Es bringt nichts, sich über jeden einzelnen Gedanken zu machen. Ziel muss es sein, selbst das Maximale herauszuholen und dann zu schauen, wie weit man damit kommt.
Sie und Fernando Alonso haben von den fünf zurückliegenden Großen Preisen von Italien je zwei gewonnen. Für wen sind dieses Mal die Chancen größer und weshalb?
Vettel: Ich freu mich auf Italien, aber es wird bestimmt kein Zuckerschlecken. Im letzten Jahr lief es in Monza für uns sehr gut, und in Spa haben wir eine gute Performance auf einer zu Monza ähnlichen Strecke gezeigt. Trotzdem gab's in Spa - was das Qualifying und Rennen angeht - einige Überraschungen. Die Saison ist einfach in diesem Jahr unvorhersehbar. Wir sehen, was passiert, wenn wir dort sind. Nochmal: Theorien sind schön und gut, aber am Ende zählt es auf dem Platz.