Bei Schalke 04 zehren vier Spiele ohne Sieg an den Nerven aller Beteiligten. Angesprochen auf den Torwartwechsel explodierte Trainer Huub Stevens nach dem Spiel gegen Gladbach und konnte sich auch eine Kritik an einem kleinen Teil der Fans nicht verkneifen.
Die Entscheidung Timo Hildebrand statt Lars Unnerstall ins Tor der Königsblauen zu beordern war dem Coach offensichtlich nicht leicht gefallen, womöglich wollte er das auch überhaupt nicht tun. Stevens beugte sich wohl eher dem Druck, der durch Pfiffe gegen Unnerstall entstanden war.
Stevens reagiert gereizt
Könnten Sie die Gründe für den Wechsel im Tor erläutern? Die harmlose journalistische Pflichtfrage genügte, um nach dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach eine Gefühlseruption bei Stevens zu provozieren. "Das hab ich doch schon im Fernsehen gesagt. Hörst Du nicht zu? Es gab zuletzt viele Pfiffe gegen Lars. Und wenn ein junger Torwart ausgepfiffen wird, muss der Trainer was unternehmen. Dabei hat er nicht viele Fehler gemacht", knurrte Huub Stevens mit blitzenden Augen.
Selbst Schalkes Sportvorstand Horst Heldt schien überrascht bis irritiert über die Heftigkeit der Reaktion. "Unser Trainer ist nun mal sehr emotional. Wenn er seine Leute in Gefahr sieht, kämpft er. So ist er, so war er und so wird er auch immer sein", beschwichtigte der Manager. "Wir kennen ihn doch alle. Das zeichnet ihn ja auch aus."
Heldt: Lassen uns nicht beeinflussen
Bei der Beurteilung des Wechsels im Schalker Kasten schlug Heldt derweil andere Töne an. "Es bestand kein Druck, der von außen gesteuert war. Das Trainerteam lässt sich bei einer solchen Entscheidung ohnehin nicht von außen beeinflussen", erklärte Heldt auf der Homepage von Schalke 04.
Wie auch immer die Entscheidung zustande gekommen ist, einen positiven Effekt hatte der Torwartwechsel nicht - weder sportlich noch im Umfeld. "Wir wollten mit ihm mehr Ruhe haben im Stadion. Das ist uns leider nicht gelungen, denn nun sind die Pfiffe gegen die Mannschaft gekommen. Ich betone, dass es nur ein kleiner Teil der Fans ist. Ich hoffe, dass das deutlich war", ärgerte sich Stevens. Auch an anderer Stelle muss sich Schalke 04 derzeit mit Teilen der Fans auseinandersetzen, denn nach dem Einsatz von Bengalo-Fackeln beim Spiel gegen Frankfurt wurden die Regeln für Banner im Schalker Stadion verschärft.
Hildebrand macht keine gute Figur
Die erhoffte Sicherheit strahlte Timo Hildebrand bei seinem Comeback ebenfalls nicht aus. Seine laut Heldt "Routine, Gelassenheit und nötigen Portion Abgeklärtheit" sollte zu einer gewissen "Entspannung" beitragen, doch davon war nichts zu sehen. Im Gegenteil, beim Gegentor machte Hildebrand eine unglückliche Figur (Schalke 04 in der Einzelkritik).
Seit dem Abgang von Manuel Neuer zum FC Bayern ist es dem Revierclub nicht gelungen, auf der wichtigen Position eine dauerhaft glücklich machende Lösung zu finden. Weder Ralf Fährmann (24 Jahre), noch Unnerstall (22) oder Hildebrand haben sich als optimale Dauerbesetzung erwiesen. Fährmann geriet zudem durch einen Kreuzbandriss ins Hintertreffen. Unnerstall unterliefen zwar keine kapitalen Fehler, er tat sich aber in seinen 13 Liga- und fünf Champions-League-Einsätzen dieser Saison auch selten durch überirdische Glanztaten hervor.
Heldt: Haben kein Torwartproblem
Und Hildebrand? Der einst als Backup für den verletzten Fährmann aus der Arbeitslosigkeit befreite Ex-Nationalkeeper verfügt zwar über viel Erfahrung, gilt mit 33 Jahren aber nicht gerade als Perspektivtorhüter und hat womöglich seine beste Zeit schon hinter sich. Auch wenn er das selbst anders sieht und öffentlich ungeniert für sich wirbt. Horst Heldt will von dieser ganzen Diskussion nichts wissen.
"Eine Torhüterdiskussion ist über ein Jahr lang kein Thema gewesen - egal, wer nach dem Weggang von Manuel Neuer im Tor gestanden hat. Wir haben zwei junge Torhüter, deren Entwicklung noch nicht beendet ist. Übrigens: Mit einem Weltklasse-Torwart wie Manuel Neuer sind wir 14. geworden, mit unseren jetzigen drei Torhütern in der vergangenen Saison Dritter", erklärte er auf der S04-Homepage.