Fabio Capello hat die russische Nationalmannschaft zur Fußball-WM geführt. Diese aber ist derzeit noch Nebensache, denn der auslaufende Vertrag mit dem Italiener soll schnellstens verlängert werden.
Die WM 2014 in Brasilien? Nebensache. Das Turnier 2018 im eigenen Land? Zukunftsmusik. In Russland galt die Aufmerksamkeit in den vergangenen Tagen und Wochen einzig und allein dem Signore. Denn Fabio Capello, italienischer Trainer der russischen Fußball-Nationalmannschaft, soll sein Engagement bei der Sbornaja verlängern. Und das möglichst schnell.
Wahrscheinlich nach der WM-Endrunde im kommenden Jahr - genaue Details gab der Verband RFU bei Capellos Inthronisierung im vergangenen Sommer nicht bekannt - wird der (noch) gültige Vertrag auslaufen. Im Idealfall besitzt das neue Arbeitspapier bis 2018 Gültigkeit, Heim-WM inklusive. "Vor allem, dass die russischen Fans mich weiter am Steuer sehen wollen, schmeichelt mir natürlich sehr", sagte der 67-Jährige der Tageszeitung Sport Express: "Aber wir sollten das alles in Ruhe angehen und solch langwierige Entscheidungen nicht überstürzen."
Capello, der sich bei einer "gemeinsamen Marschrichtung in die Zukunft" eine weitere Anstellung durchaus vorstellen kann, darf sich das alles sowieso in Ruhe anschauen. Im Vertragspoker besitzt er das beste Blatt, er hat mit Blick auf die erfolgreich abgeschlossene WM-Qualifikation schlagende Argumente: In der Gruppe F haben die Russen als Gruppensieger unter anderem Portugal hinter sich gelassen, die ihrerseits in den Qualifikationsspielen gegen Schweden auch noch das Ticket für die Endrunde am Zuckerhut lösten. Zum ersten Mal seit zwölf Jahren wird die stolze Sportnation aus Osteuropa vor allem dank Capello damit wieder bei einer Endrunde vertreten sein.
Russland: Qualifikation als Antrieb
"Das ist eine ganz wichtige Errungenschaft für den russischen Fußball. Die Qualifikation kann als großartiger Antrieb für die Entwicklung in diesem Land dienen", erklärte Capello. In der Endrunde am Zuckerhut sieht er für seine Mannschaft vor allem eine psychologische Herausforderung, in Sachen Logistik und Organisation hingegen eine große Hilfestellung für das übernächste WM-Turnier in Russland.
In Brasilien wird Capello wahrscheinlich wie in den letzten beiden Testspielen des Jahres gegen Serbien (1:1) und WM-Teilnehmer Südkorea (2:1) im November ausschließlich auf Spieler aus der eigenen Premjer Liga setzen. Diese war zuletzt durch rassistische Vorfälle und Schmähungen seitens der Fans vor allem in anderen europäischen Ländern stark in Verruf geraten. Für den ehemaligen englischen Nationaltrainer Capello aber vollkommen zu Unrecht.
Capello: "100 Prozent superrussisch"
Derzeit entstehe "ein Block von Gegnern Russlands", was sich auch auf die Austragung in fünf Jahren auswirken könne. "Manche Länder mögen radikal gegen Russland auftreten. Meine Position ist aber zu 100 Prozent superrussisch", betonte Capello.
Und eines versicherte Capello mit Blick auf die Vertragsverhandlungen jedenfalls schon mal. "Geld", sagte er, "ist nur ein Diskussionspunkt, aber nicht der wichtigste." Wieso auch? Capello gehört mit seinem Jahressalär von geschätzt fünf Millionen Euro netto zu den höchstbezahlten Nationaltrainern der Welt.