Der russische Sport ist rund drei Monate vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) am Wochenende erneut in den Mittelpunkt von neuen Doping-Spekulationen geraten. Der US-Fernsehsender CBS kündigte für Sonntagabend Ortszeit Enthüllungen über vier gedopte Olympiasieger aus Russlands Team bei den Winterspielen 2014 im heimischen Sotchi durch die Ausstrahlung eines Interviews mit Whistleblower Vitali Stepanov an.
Der russische Sportminister Vitali Mutko wies die kursierenden Mutmaßungen schon vor der Sendung zurück: "All diese Enthüllungen fußen auf Spekulationen", sagte der Vertraute von Staatspräsident Vladimir Putin der russischen Nachrichtenagentur Tass: "Es ist offensichtlich, dass da jemand dem russischen Sport schaden möchte."
Stepanov hatte im Vorjahr mit seiner Frau Julia, einer ehemaligen Läuferin, in einer ARD-Dokumenation über systematisches Doping im russischen Sport berichtet und damit den Grundlage für Russlands späteren Ausschluss aus dem Leichtathletik-Weltverband IAAF geliefert.
Vorwürfe zur Unzeit
Im CBS-Interview soll sich der ehemalige Angestellte der russischen Anti-Doping-Agentur nach Senderangaben bei seinen Aussagen zu Dopingsündern in Sotschi auf Informationen von Ex-Chef Grigor Rodtschenkow vom Moskauer Anti-Doping-Labor stützen.
Demnach hätte Rodtschenkow offenbart, das russische Geheimdienstler "versucht haben, jeden Schritt der Anti-Doping-Prozesse in Sotchi zu kontrollieren". In der bis Sonntag einzig veröffentlichten Vorschau auf das Stepanov-Interview wurden die Doping-Vorwürfe nicht durch die Nennung von Namen untermauert. Russland gewann bei den Winterspielen am Schwarzen Meer vor zwei Jahren 13 Goldmedaillen.
Für Russlands Sport kommen die neuen Vorwürfe zur Unzeit. Nach der teilweisen Rehabilitierung im Skandal um den massenhaften Gebrauch des verbotenen Meldonium-Medikamentes durch die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hoffen die Russen verstärkt darauf, dass die Sperre für ihre Leichtathleten noch vor Olympia in Rio wieder aufgehoben wird.