Cristiano Ronaldo wollte unbedingt ein Tor - und irgendwann bekam er es. Danach ließ der Weltfußballer die bemitleidenswerten Schalker immer noch nicht aus seinem eisernen Griff.
Cristiano Ronaldo jubelte, als hätte er gerade das Siegtor im WM-Finale erzielt. Es war "nur" das 6:0 kurz vor Schluss bei der 6:1 (2:0)-Gala von Real Madrid bei Schalke 04, doch es war eine persönliche Genugtuung. Kurz zuvor hatten ihn die meisten der 54.442 Zuschauer zum x-ten Mal gnadenlos ausgepfiffen, nachdem er in einem Zweikampf zu Boden gegangen und liegen geblieben war.
"Ich habe Vertrauen in meine Fähigkeiten", sagte der Weltfußballer nach dem Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League, das so ganz nach seinem Geschmack verlaufen war: "Ich bin sehr glücklich über die beiden Tore." Spektakulärer als sein elfter Saisontreffer in der Königsklasse (89.) war sein 3:0 (52.) gewesen: In Höchsttempo hatte der 29-Jährige mit einem "achtfachen Übersteiger" (Schalke-Manager Horst Heldt) den staunenden Verteidiger Joel Matip genarrt und im Privatduell mit S04-Torwart Ralf Fährmann erstmals gepunktet.
Der Schalker Keeper, der in acht Pflichtspielen zuvor nur zwei Gegentore kassiert hatte, warf sich als einziger dem teuersten Fußballer der Welt entgegen. "Er hat sehr gut gespielt und starke Paraden gezeigt", lobte Ronaldo seinen Widersacher, der die ersten Schüsse des Portugiesen entschärft hatte.
"Eine Parade gegen Ronaldo reicht halt nicht", sagte Fährmann, "er war eine Klasse für sich." Der Weltfußballer war, das spürten alle Beobachter schon kurz nach dem Anpfiff, besonders heiß auf dieses Spiel. Nicht nur, weil er gegen deutsche Teams zuletzt fast immer verloren hatte - egal ob mit Portugal bei der EM 2012 gegen Joachim Löws Elf oder mit Real in der Champions League gegen Borussia Dortmund (2012 und 2013) und Bayern München (2012). Auch weil er in der Primera Division wegen einer Rotsperre zuletzt drei Spiele zuschauen musste, während seine Teamkollegen die Tabellenspitze eroberten.
Dass Real "in Deutschland spazieren" ging (El Mundo Deportivo) und mit dem ersten Sieg bei einem Bundesliga-Klub seit 2000 "den Deutschen-Fluch vertrieb" (Marca), lag nicht an Ronaldo allein. Seine Sturmpartner Gareth Bale (21. und 69.) und Karim Benzema (13. und 57.) glänzten ebenfalls als Doppeltorschützen. "Die BBC zerstört Schalke", hieß es in der Marca, die das Trio eine "Tormaschine" nannte.
"Wir drei da vorne haben es gut gemacht", sagte Ronaldo, "nicht nur wegen der Tore." Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes, als Rechtsverteidiger eigentlich als Ronaldos Gegenspieler vorgesehen, sah den Portugiesen meist nur aus der Ferne. "Er war überall", wunderte sich der Nationalspieler.
Dass die völlig überforderten Königsblauen nicht der Maßstab für Ronaldo und Co. sind, machte Trainer Carlo Ancelotti deutlich. Nach dem Schlusspfiff beschäftigte sich der Italiener eher mit Bayern München als mit Schalke. "Bayern ist auf einem Topniveau, wir sind auch gut, aber es fehlt noch ein bisschen", meinte er mit Blick auf den Klub-Weltmeister und Champions-League-Titelverteidiger: "Heute war es eine perfekte Nacht, aber es geht darum, das Niveau zu halten."
SID tl nt