Am Ende hörte Peyton Manning doch auf seine Mutter. "Ich möchte, dass er Schluss macht. Er hat den Super Bowl gewonnen, auf bessere Weise kann man nicht abtreten", hatte Mama Olivia kurz nach dem Sieg der Denver Broncos in Santa Clara gesagt, das Konfetti regnete auf sie herab. Der Wunsch geht in Erfüllung.
Vier Wochen hat Manning seit seinem großen Tag gebraucht, um sich zu entscheiden. Es gab viele Spekulationen um die Zukunft des legendären Quarterbacks, es sickerte nichts durch. Am Samstag informierte das Football-Idol seine Teamkollegen per Textnachricht, am Sonntag machten die Broncos dann bekannt, was keinen in der Sportwelt mehr überraschte.
"Ich ehre dieses Spiel, ich liebe es", sagte Manning bewegt, "es ist extrem befriedigend, mit einer Meisterschaft aufzuhören. Es war ein großer Tag in San Francisco, einer, den ich immer zu schätzen weiß." Er sei überzeugt, dass er nach dem Ende seiner Football-Karriere "etwas Neues beginne". Was, "das weiß ich noch nicht, ich habe mich noch nicht entschieden", so Manning weiter.
Nach 18 Jahren in der NFL geht der "Sheriff" vom Feld. Manning wird 40, der Körper spielt schon seit längerer Zeit nicht mehr mit, die letzte Saison war seine schwächste. Spätestens seit dem Triumph im Super Bowl 50 über die hochfavorisierten Carolina Panthers (24:10) ist das egal, der zweimalige Champion hat sich selbst das schönste Abschiedsgeschenk gemacht. Auch wenn er den Erfolg in erster Linie seiner Defense zu verdanken hatte.
Natürlich wird Manning dennoch gehuldigt. Als "GOAT" (Greatest Of All Time), also bester aller Zeiten, wurde der Superstar aus der Quarterback-Dynastie etwa von seinen Mitspielern C.J. Anderson und Jordan Norwood abgefeiert. Und auch Head Coach Gary Kubiak verneigte sich: "Es war ein Segen, ihn trainieren zu dürfen. Niemand hat härter gearbeitet."
Manning wird dieser Tage als Sportler und Mensch gewürdigt, über dem Abgang des Saubermanns liegt dennoch ein Schatten. Im Dezember hatte der Fernsehsender Al-Jazeera in der Sendung "Die dunkle Seite" behauptet, Manning habe sich 2011 über eine Anti-Aging-Klinik Wachstumshormone beschafft. "Kompletter Müll", findet der. Aus der Welt ist die Sache nicht.
Geboren in einer NFL-Familie
Und es gibt ein weiteres schmutziges Kapitel. Am College soll er sich vor einer weiblichen Trainerin entblößt haben, seit Wochen beschäftigt das Thema die Medien. Gut möglich, dass sich Manning am Montag, wenn er bei einer Pressekonferenz über sein Karriereende reden will, unschöne Fragen zu den Themen Doping und sexuelle Belästigung gefallen lassen muss.
Sein Bild in der Öffentlichkeit könnte etwas leiden, die Erfolge bleiben unangetastet - Manning geht mit zahlreichen Rekorden. Er war der älteste Quarterback in einem Super Bowl und führt in der Bestenliste unter anderem in den Kategorien Passing Yards (71.940 Yards) und Touchdown-Pässe (539). Fünfmal war er wertvollster Spieler der Saison, beim ersten Titelgewinn mit den Indianapolis Colts (2007) Super-Bowl-MVP.
Manning, dessen Vater Archie (66) in den 70er und 80er Jahren NFL-Quarterback war und dessen jüngerer Bruder Eli (35) bei den New York Giants die Fäden zieht, wurde im Draft 1998 von den Colts als Nummer eins ausgewählt. Das Ausnahmetalent aus New Orleans blieb lange. Es kam zur Trennung, nachdem Manning die Saison 2011/12 wegen einer Nackenverletzung verpasst hatte, es folgte der Wechsel nach Denver.
Nach der Niederlage im Super Bowl XLVIII (2014) holte das Team im zweiten Anlauf mit Manning den Titel. Quarterback-Legende John Elway, Vizepräsident und General Manager des Klubs, zieht seinen Hut: "Ich bin dankbar, dass sich Peyton dafür entschieden hat, für die Denver Broncos zu spielen und beglückwünsche ihn zu seiner Hall-of-Fame-Karriere."