Der frühere DDR-Eisschnelllauf-Trainer Rainer Mund hat den deutschen Sport für seine Aufarbeitung der Olympischen Winterspiele in Sotschi attackiert. In der russischen Schwarzmeer-Metropole war das deutsche Team im Februar mit nur 19 Medaillen deutlich unter den eigenen Zielsetzungen geblieben.
"Wo ist denn die gründliche Analyse nach Sotschi geblieben?", fragte Mund in der Sächsischen Zeitung: "Kam denn tatsächlich alles auf den Tisch, wie es versprochen wurde? Im Biathlon gab es personelle Konsequenzen, im Bobsport Selbstkritik. Aber sonst? Kosmetik bestenfalls, leichte Korrekturen."
Mund kritisiert drei Tage vor der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Dresden die Situation der heutigen Trainer. "Wer hat denn heute noch Wissen und Profil unter den Trainern", fragte der Ex-Trainer.
"Da macht doch jeder, was er will"
"Aufgeschrieben wurde viel, aber was wurde davon umgesetzt? Erschreckend. Andererseits gibt es materielle Bedingungen, von denen wir früher nur geträumt haben", sagte Mund und bezog sich dabei auf die deutschen Eisschnellläufer, die trotz mehrerer komfortabler 400-m-Bahnen in Berlin, Erfurt und Inzell in Sotschi ganz ohne Medaille geblieben waren.Mund, der am 3. Dezember seinen 70. Geburtstag feierte, vermisst in den Wintersportarten eine grundlegende Vorgabe und mehr Absprache untereinander. Vor allem in den Kernsportarten gebe es keine zielgerichtete Arbeit mehr: "Da macht doch jeder, was er will. Keiner, was er soll. Und alle machen mit."
Mund war in den 1980-er Jahren einer der erfolgreichsten Trainer der DDR und führte Eisschnellläuferinnen wie Karin Enke, Andrea Ehrig, Gabi Zange und Sabine Brehm zu internationalen Erfolgen.