Jetzt haben sie also ihr "Finale", ihr Alles-oder-nichts-Spiel. Nach 33 Spieltagen verdichtet sich die gesamte Saison des VfB Stuttgart auf die letzten 90 Minuten und ein bisschen Nachspielzeit. Gewinnen die Schwaben am Samstag (15.30 Uhr im LIVE-TICKER) das ultimative Nichtabstiegs-Duell beim SC Paderborn, bleiben sie in der Fußball-Bundesliga. "Was in den letzten 33 Spielen passiert ist, zählt nicht mehr", sagt Sportvorstand Robin Dutt und tönt: "In Paderborn brennt jetzt schon der Rasen."
Dutt glaubt daran, dass alles gut geht. "Wenn ich als sportlich Verantwortlicher keinen Optimismus ausstrahle und unsere Stärken herausstelle, wie soll ich das dann von meinem Umfeld erwarten?", sagt er. Der Optimismus mag in der Gegenwart berechtigt sein, die Mannschaft wirkt trotz der misslichen Lage gefestigt. Allerdings: Bereits zum zweiten Mal nacheinander steht der VfB nun sportlich am Abgrund. Im Vorjahr gelang die Rettung am vorletzten Spieltag, schon damals unter Trainer Huub Stevens.
Zweimal nacheinander gegen den Abstieg kämpfen zu müssen, das passt nicht zum Selbstverständnis des VfB Stuttgart. Jenes VfB, der 2007 Meister wurde und danach nur einmal nicht international spielte. Aber auch jenes VfB, dem es nicht gelungen ist, auf dem größten Erfolg der jüngeren Klubgeschichte aufzubauen. Sechster, Dritter und Sechster wurde der VfB in den drei Jahren nach der Meisterschaft. Danach Zwölfter, Sechster, Zwölfter und Fünfzehnter. Und nun? Es droht der zweite Abstieg nach 1975.
Kontinuität: Fehlanzeige
Nach der Meisterschaft fielen die Stuttgarter durch sportliche und finanzielle Unbeständigkeit auf. In der Hinrunde befiel den stets mit großen, oft viel zu großen Ambitionen gestarteten VfB regelmäßig eine gewisse Erfolglosigkeit - die Folge: Meist noch vor Weihnachten musste der Trainer gehen. Meistermacher Armin Veh erwischte es im Herbst 2009, Markus Babbel 2010, Christian Gross 2011, Bruno Labbadia nach drei Spieltagen im Spätsommer 2013. In dieser Saison ging Rückkehrer Veh nach dem zwölften Spieltag.
Kontinuität sieht anders aus. Und trotz zweimaliger Teilnahme an der Champions League und hoher Transfererlöse wie etwa für Mario Gomez (35 Millionen Euro) steht der VfB auch finanziell nicht so gut da, dass es sportlich vorwärts gehen könnte.
Dutt musste im Anschluss an seine Einstellung im Januar erkennen, dass Geld für Verstärkungen nicht in einem ausreichendem Maße vorhanden war. Stattdessen verkaufte der VfB sogar Supertalent Joshua Kimmich für etwa sieben Millionen Euro an den FC Bayern.
Umbruch auch in der 1.Liga schwer
Selbst im Falle des Klassenverbleibs wären Dutt weitgehend die Hände gebunden. Ein Umbruch könnte sich schwierig gestalten mit Spielern wie Mohammed Abdellaoue, Karim Haggui, Moritz Leitner, Konstantin Rausch, Oriol Romeu, Sercan Sararer, Adam Hlousek und Vedad Ibisevic, die zum Teil schon seit Wochen keine Rolle mehr spielen - und unter Stevens' designiertem Nachfolger Alexander Zorniger wohl auch nicht mehr spielen werden. Dutts Problem: Wer soll diese Ladenhüter abnehmen?
Bei einem Abstieg wären die Probleme noch größer - dann fällt die Mannschaft wohl komplett auseinander. Daran mag der Sportvorstand aber erst mal nicht denken. Jetzt zählt erst mal nur der Samstag. "Wir müssen", sagt Dutt, "auf Sieg spielen. Fertig, aus."