Beim obligatorischen Fototermin fehlte Arturo Vidal, auch die neuntägige China-Tour des FC Bayern startete am Donnerstag ohne den Chilenen - doch Vidal ist beim deutschen Rekordmeister allgegenwärtig. Italienische und chilenische Medien berichteten übereinstimmend, dass der Mittelfeld-Star von Juventus Turin, vor vier Jahren in München noch zur unerwünschten Person erklärt, kurz vor einem spektakulären Wechsel zum deutschen Meister stehe.
Bayerns-Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge bestätige vor dem Abflug nach China am Donnerstagabend das Interesse der Bayern an dem 28-Jährigen. "Ich mache keinen Hehl daraus, dass wir Interesse haben, aber ich kann nicht bestätigen, dass alles fix ist. Wir haben Interesse, und ich hoffe, dass der Spieler am Ende des Tages zu uns kommt", sagte der Bayern-Boss.
"Ich gehe zu Bayern"
Zuvor hatte das chilenische Blatt La Cuarta geschrieben, dass es nur noch um Details gehe und Vidal seiner Familie am Sonntag mitgeteilt habe: "Ich gehe zu Bayern." Der ehemalige Leverkusener ist als Ersatz für den zu Manchester United abgewanderten Bastian Schweinsteiger vorgesehen.
Einziger Knackpunkt des Deals war offenbar die Ablöse für den 28 Jahre alten Nationalspieler, der zuletzt mit Chile die Copa America gewonnen hatte. Die Bayern boten angeblich zunächst nur 30 Millionen Euro, Juve stellte sich aber 40 bis 45 Millionen vor. Die Gazzetta brachte aber auch ein Tauschgeschäft mit Bayerns Weltmeister Mario Götze ins Gespräch, der wiederum als Wunschkandidat von Juves Trainer Massimiliano Allegri gilt. Dies ist nun aber wohl vom Tisch.
Ärger wegen Alkoholfahrt
Wie auch immer: Die Verpflichtung von "Krieger" Vidal, der von 2007 bis 2011 in Leverkusen gespielt hat, wäre ein echter Coup. Zumal zuletzt schon von einer Einigung des unbequemen Mittelfeldspielers, der in seiner Heimat unlängst am Rande der Copa mit einem Unfall unter Alkoholeinfluss für Ärger gesorgt hatte, mit Real Madrid die Rede war.
Erstaunlich wäre der Transfer von "König Artur" aber auch deshalb, weil Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge diesen 2011 zur Münchner "Persona non grata" erklärt hatte, nachdem Vidal seine Zusage zu einem Wechsel in letzter Sekunde zurückgenommen hatte. "Dass Arturo Vidal nicht kam, bedauere ich überhaupt nicht. Solche Spieler möchte ich nicht beim FC Bayern haben", ätzte Rummenigge damals und sprach Vidal jegliche Moral ab.
"Don Otto" vor Vierjahresvertrag
Anno 2015 scheint dies beim Rekordmeister keinen mehr zu stören. Vidal, der in Chile wegen seiner deutschen Vergangenheit auch "Don Otto" genannt wird, sei nur noch "einen Schritt entfernt" von den Münchnern, hieß es bei Tuttosport. Der 28-Jährige, dem in Turin immer wieder auch sein unsteter Lebenswandel vorgeworfen wurde, habe sich mit dem FC Bayern bereits auf einen Vierjahresvertrag mit 6,5 Millionen Euro Gehalt pro Saison geeinigt, bei der "alten Dame" kassiert Vidal angeblich vier Millionen Euro pro Jahr.
Juventus befindet sich allerdings in einer starken Verhandlungsposition. Vidals Vertrag beim Champions-League-Finalisten läuft bis 2017, eine hohe Ablöse könnte damit auch im nächsten Sommer noch erzielt werden.
Vidal wäre nach Douglas Costa, der für 30 Millionen von Schachtjor Donezk verpflichtet wurde, der zweite Münchner Groß-Transfer dieses Sommers. Rund 20 Millionen Euro haben die Bayern für Schweinsteiger kassiert.
Beim Start der China-Tour musste Trainer Pep Guardiola neben seinem möglichen Zugang Vidal auch auf seine beiden Superstars Arjen Robben und Franck Ribéry verzichten. Nachdem bereits länger klar war, dass der verletzte Ribéry zuhause bleiben wird, fehlte nun auch Robben wegen leichter muskulärer Probleme. Doch die Befindlichkeiten des 31 Jahre alten Niederländers waren am Donnerstag nur am Rande ein Thema.