Gold musste Britta Heidemann in der Degenkonkurrenz zwar Yana Shemyakina überlassen, holte aber die erste deutsche Medaille. Und sie begeisterte - gewann drei von vier Sudden Deaths und ließ sich auch von einer Nervenschlacht mit Eklat im Halbfinale nicht irritieren.
Andrea Petkovic hatte Heidemann schon nach dem Halbfinal-Sieg geadelt. "Was für eine HAMMERHARTE OLLE!", twitterte das verletzte deutsche Tennis-Ass und zog damit aus der Ferne den Hut vor der Nervenstärke der Degenfechterin.
An den Nerven lag es definitiv nicht, dass Heidemann am Ende im wegen der Proteste der Südkoreaner gegen das Ergebnis des Halbfinals um eine Stunde verschobenen Finale "nur" Silber holte. Von geistiger oder körperlicher Ermüdung keine Spur. Mutig war Heidemann auch hier immer wieder nach vorne gegangen, hatte ihre Gegnerin extrem unter Druck gesetzt.
Doch Shemykina reagierte gut und vor allem schnell, sorgte mit ihren Kontern für Doppeltreffer und hatte, nachdem es mit 8:8 in die Verlängerung gegangen war, mit einem weiteren Konter den entscheidenden Punkt setzen können, der ihr mit 9:8 im Finalgefecht den Olympiasieg bescherte.
Eine Nervenschlacht mit halbstündiger Verlängerung
Bereits zuvor hatte Heidemann sowohl in ihrem Auftaktkampf gegen Italiens Bianca del Carretto (14:13) als auch im Achtelfinale jeweils in die Verlängerung gemusst. Getoppt wurde aber alles durch die Nervenschlacht im Halbfinale gegen die Südkoreanerin Shin A Lam. Ihren knapper 6:5-Sieg errang Heidemann in dem hitzigen, von einer Serie Doppeltreffern geprägten Kampf erst in der allerletzten Sekunde der Extra-Minute.
Doch obwohl sportlich errungen, entbrannten danach Diskussionen darüber wie lang eigentlich eine solche Sekunde sein kann, darf, muss. Stein des Anstoßes war, dass nach Ansicht der Koreaner die Kampfzeit längst abgelaufen war. Stutzig hatte sie gemacht, dass innerhalb der allerletzten Sekunde des Kampfes satte vier Angriffe hatten ausgefochten werden können, ehe Heidemann der entscheidende Treffer gelang. Bei Gleichstand hätte Shin A Lam ob des zuvor ausgelosten Vorteils im Finale gestanden.
Es kam zu hitzigen Wortgefechten neben der Planche, Rudelbildung am Richtertisch und immer wieder wurde die Frage diskutiert, ob jetzt der arthritische Daumen eines Kampfrichters, also menschliches Versagen, oder gar ein technischer Defekt der Uhr Schuld gewesen sei. Allerdings können bei der Zeitnahme im Fechten auch keine Zehntel bzw. Hundertstel gezählt werden, so dass bei Unterbrechungen in der letzten Sekunden dann auch immer wieder genau eine Sekunde auf der Uhr verbleibt.
Darüber diskutierte das Kampfgericht dann fast eine halbe Stunde lang, ehe endlich die Entscheidung zugunsten der Deutschen fiel, die die ganze Zeit in voller Fechtmontur auf der Planche hatte ausharren müssen. Ein anschließender Einspruch der Südkoreaner wurde lnach weiterem langen Hin und Her letztlich endgültig abgewiesen.
Sun holt Bronzemedaille
Shin A Lam, die den Finaleinzug schon vor Augen hatte, letztlich aber doch den Kürzeren zog, hatte während des laufenden Protests die Planche nicht verlassen dürfen und saß noch eine weitere Dreiviertelstunde auf den Brettern, ehe sie von einem Offiziellen unter Tränen weggeführt wurde.
In ihrem kurz danach stattfindenden Kampf um Bronze lieferte sie ihrer Gegnerin Yujie Sun aus China dann allerdings trotzdem lange einen heißen Tanz, ehe die Chinesin dann in den letzten zwei Minuten des Kampfes davonzog und am Ende mit 15:11 die Bronzemedaille gewann. Shin A Lam ging leer aus.