Lobbyarbeit in Kuala Lumpur und die Sorge um negative Schlagzeilen in Hamburg: Für die deutsche Olympiabewerbung ist die IOC-Session in der malaysischen Hauptstadt nicht nur für die Stimmung in der Heimat ein wichtiger Testlauf.
"Es ist eine schöne Chance, in der Frühphase, bevor die offizielle Bewerbung im September dieses Jahres abgegeben werden muss, schlichtweg über all die Themen um die Agenda 2020 und natürlich über unser Bewerbungskonzept zu reden", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann dem SID.
Zusammen mit dem DOSB-Vorstandsvorsitzenden Michael Vesper und Bernhard Schwank, dem stellvertretenden Geschäftsführer der Hamburger Bewerbungsgesellschaft, führt Hörmann die deutsche Delegation an. Auf der Tagesordnung steht dabei nicht nur die Wahl der Gastgeberstadt der Olympischen Winterspiele 2022, sondern auch das Werben für die Hansestadt.
"Wir stehen ganz am Anfang unserer Kampagne. Bislang ist die Hamburger Bewerbung auf großes Interesse gestoßen", sagte Schwank dem Hamburger Abendbatt: "Es gab immer wieder konkrete Nachfragen, Leute wollen Material erhalten."
"Wollen in den Vordergrund rücken"
Der vermeintliche Rückenwind durch den Rückzug Bostons könnte sich nach der Wahl zwischen den umstrittenen Bewerbern Peking und Almaty als Ausrichterstadt 2022 aber schnell drehen. Zumindest in der Heimat - die Gegner von Hamburg 2024 wittern bereits ihre Chance.
Ende November stimmen die Bürger darüber ab, ob sich die Hansestadt bewerben soll. Die Stimmung scheint zwar für ein "Ja" zu sprechen, doch auch schon bei der gescheiterten Befragung für München 2022 spielte die Kritik an den internationalen Sportverbänden IOC und FIFA eine gewichtige Rolle.
"Wir hoffen, dass die Entscheidung in Kuala Lumpur den Bürgern noch einmal ins Bewusstsein ruft, auf was für einen Vertragspartner man sich mit dem IOC einlässt", sagte Florian Kasiske vom NOlympia-Bündnis dem SID: "Letztendlich wollen wir in den Vordergrund rücken, dass die Entscheidung für ein autoritäres System symptomatisch für den IOC ist."
"Host City Contract"
Eine Meinung, die die deutschen "Botschafter" in Kuala Lumpur natürlich nicht teilen. "Jede - wie auch immer geartete - Nachricht hat einen mehr oder weniger großen Einfluss", sagte Hörmann: "Ich glaube aber, dass die IOC-Agenda 2020 und die darin festgeschriebenen Bedingungen für die Ausrichter eine eindeutig vertrauensbildende Wirkung haben."
Erstmals werden dabei auch beispielsweise der "Host City Contract", der Ausrichtervertrag zwischen dem IOC und dem Gastgeber, schon für Peking oder Almaty veröffentlicht - eine von Kritikern häufig gestellte Forderung zur Verbesserung der Transparenz.