Unter Bondscoach Louis van Gaal will die Niederlande die Blamage der Europameisterschaft 2012 vergessen machen und bei der WM in Brasilien wieder für positive Schlagzeilen sorgen.
Eines hat Louis van Gaal seinem deutschen Kollegen Joachim Löw voraus: Der niederländische Nationaltrainer weiß, dass für ihn nach der WM 2014 in Brasilien Schluss sein wird. Auch die zweite Amtszeit des 62-Jährigen wird auf eigenen Wunsch lediglich zwei Jahre währen. Allerdings hat der ehemalige Bayern-Coach seine Bilanz schon jetzt weit übertroffen. 2002 verpasste er mit Oranje die WM in Japan und Korea, diesmal marschierte der "General" souverän durch die Qualifikation.
Unter van Gaal sind die Niederlande mit ihren Superstars Arjen Robben von Bayern München und Robin van Persie von Manchester United wieder auf die Erfolgsspur eingebogen, die sie spätestens bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine auf peinliche Art verlassen hatten. Drei Niederlagen in der Vorrunde und eine heillose zerstrittene Mannschaft kratzten heftig am guten Ruf des Vize-Weltmeisters von 2010. Trainer Bert van Marwijk musste folgerichtig seinen Hut nehmen, doch die Wahl von van Gaal als Nachfolger überraschte selbst die meisten Experten.
Kritik ist Schnee von gestern
Gladbachs ehemaliger Coach Dick Advocaat sprang van Gaal verbal zur Seite ("Louis ist der beste niederländische Trainer, den wir haben, er ist also die beste Wahl"), doch die vielen Kritiker sahen sich spätestens durch die 2:4-Pleite bei van Gaals Debüt gegen Belgien bestätigt.
Alles Schnee von gestern. Die Niederlande sind unter dem deutlich schlankeren "General" seit 17 Spielen ungeschlagen und spielten eine überragende Qualifikation. Neun Siege in zehn Spielen, lediglich ein 2:2 in Estland als Fleck auf der weißen Weste, dazu 34:5 Tore: Das nennt man souverän.
Entsprechend hoch sind die Erwartungen in den Niederlanden. Und entsprechend groß ist der Konkurrenzkampf um die Plätze im Kader. "Außer Arjen Robben, Kevin Strootman und Robin van Persie müssen sich alle anderen Spieler noch für ein Ticket nach Brasilien beweisen", baute van Gaal Druck auf.
Seine Methoden waren schon immer umstritten, auch beim FC Bayern können sie ein Lied davon singen. Bei ihrer Kritik an van Gaal übers Ziel hinaus schossen allerdings rumänische Journalisten, die ihn vor dem Qualifikationsspiel auf einer ganzen Seite als Adolf Hitler darstellten.
Van Gaal hat die Egoismen in den Griff bekommen
Immerhin hat es van Gaal geschafft, die großen Egoismen in seinem Team wieder in den Griff zu bekommen. Kein Vergleich zu den vogelwilden Tagen der EM, als Robben van Marwijk lautstark in die Schranken wies ("Halt deinen Mund") und meckerte: "Wir haben alle versagt, die Spieler, das Trainerteam, alle."
Das Ziel WM schweißt zusammen, Robben ist Führungsspieler, van Persie trifft wie am Fließband. Beim 8:1 in der Quali gegen Ungarn löste er in seinem 80. Länderspiel mit einem Dreierpack und 41 Treffern nach genau zehn Jahren und 125 Tagen Patrick Kluivert als erfolgreichsten Torschützen in der Geschichte von Oranje ab.
Die spielerische Qualität der Elftal steht außer Frage. Zwar gibt es in Brasilien, Argentinien, Spanien, Italien oder Deutschland Teams, denen größere Chancen auf den Titelgewinn eingeräumt werden. Aber wer Louis van Gaal kennt, weiß, dass er in der Lage ist, aus seinen Teams das Optimum herauszuholen. Verwunderlich wäre es also nicht, wenn am Ende das "Feierbiest" in Rio zum Siegestanz bittet.
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