Der Hamburger SV hat überraschend Josef Zinnbauer zum Cheftrainer ernannt. Einen Tag nach der Entlassung von Mirko Slomka beförderten die Norddeutschen den bisher weitgehend unbekannten U23-Coach.
"Joe soll neue Impulse setzen und das Team emotionalisieren. Wir trauen es ihm absolut zu und stehen hinter ihm", sagte Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer.
Zinnbauer sei keine Interimslösung, betonte Beiersdorfer. "Wir werden sehen, wie es sich entwickelt. Wir sind überzeugt, dass die Mannschaft in den nächsten Spielen eine Reaktion zeigen wird." Der HSV-Boss wollte allerdings nicht ausschließen, "dass wir auch das eine oder andere Gespräch führen."
Zinnbauer wird am Mittwoch erstmals das Training der Profis leiten, am Samstag wartet das Heimspiel gegen Meister Bayern München. Mit der Regionalliga-Mannschaft des HSV hatte der 44-Jährige zuletzt alle acht Saisonspiele gewonnen. Auch Zinnbauer reagierte offenbar überrascht auf seine Beförderung. "Joe war berührt. Das ist eine große Aufgabe, an der man sich abarbeiten kann", so Beiersdorfer.
Zinnbauer war erst im Sommer von der U23 des Karlsruher SC zum HSV gekommen, von 2005 bis 2010 hatte er den Fünftligisten VfB Oldenburg trainiert. "Er ist ein sehr offener, nach Außen gerichteter Typ, der eine Mannschaft greifen und emotional packen kann, auf der anderen Seite aber auch strukturell hervorragend arbeitet", sagte Beiersdorfer.
Dank an Slomka
Beiersdorfer dankte Slomka noch einmal für die geleistete Arbeit. "Er hat maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt in der vergangenen Saison. Er hat das Schiff als Kapitän durch die Wellen in den Hafen gefahren, dafür gebührt im Dank", sagte Beiersdorfer.
Im Laufe des Montags sei die Entscheidung allerdings gegen den Coach gefallen. In dem Beschluss stecke "null Prozent Kühne", sagte Beiersdorfer und widersprach damit Gerüchten, Investor Klaus-Michael Kühne habe die Entlassung gefordert. "Alle bisherigen Entscheidungen sind vom Vorstand der HSV Fußball AG getroffen worden. Wir haben zum Schluss einfach den Glauben in eine positive Entwicklung verloren", sagte er.
Slomka war am Vormittag um 12.52 Uhr vom Hof gebraust, anschließend gaben auch die Bosse des Hamburger SV mächtig Gas. Nachdem des frühere Mainz-Coach Thomas Tuchel nach Informationen des NDR absagte, fiel die Wahl schnell auf Zinnbauer. Der No-Name-Coach soll das tief gefallene Gründungsmitglied der Bundesliga (wieder einmal) vor dem erstmaligen Sturz in die Zweitklassigkeit bewahren.
Die Bilanz spricht Bände
Slomkas Bilanz in seinen sieben Monaten als HSV-Coach war dürftig: Von 16 Partien gewann das Team unter dem 47-Jährigen gerade einmal drei und holte zwölf von möglichen 48 Punkten. Auch die 26 Millionen Euro, die Slomka in sieben Neuzugänge investieren durfte, halfen dem Klub nicht weiter.
In Hannover kassierte der HSV, der sich in der vergangenen Saison erst in der Relegation den Klassenerhalt gesichert hatte, mit dem 0:2 saisonübergreifend die siebte Niederlage im achten Spiel. Zudem sind die Hamburger noch ohne Torerfolg in der neuen Saison.
In den vergangenen vier Jahren haben die Hanseaten inzwischen zehn Trainer verschlissen. Slomka hatte beim HSV erst Mitte Februar den ebenso erfolglosen Bert van Marwijk als Trainer beerbt.