Marcel Nguyen droht seine Karriere zu riskieren
Als Fabian Hambüchen in der Armeec-Arena von Sofia am Reck um den EM-Titel kämpfte, saß Marcel Nguyen nur noch als Zuschauer auf der Tribüne. Und ausgerechnet ihn selbst schien das am wenigsten zu ärgern. Der 26-Jährige hat es sich in seiner Komfortzone Hongkong zwischen Gala-Auftritten und Fotoshootings so bequem gemacht, dass das Kunstturnen fast schon zum lästigen Nebenjob verkommen ist.
Selbst die Streichung aus dem Reck-Aufgebot für das Mannschaftsfinale nahm er lässig-fatalistisch hin: "In unserer Mannschaft kann jeder Reck turnen." Nur: Der Stuttgarter konnte es noch vor zwei Jahren fast so gut wie Spezialist Fabian Hambüchen, davon ist der Halb-Vietnamese derzeit weit entfernt.
Hirsch untermauert Entscheidung
Was Bundestrainer Andreas Hirsch auch mit Zahlen belegen konnte. "Marcel hat noch in London am Reck einen Ausgangswert von 7,0 Punkten gehabt. Hier waren es 6,2", sagte der Chefcoach. Nicht einmal mehr am Barren erreichte der zweimalige Europameister in Sofia das Finale.Zwar beteuert der Olympia-Zweite von London, auch bei seinen monatelangen Aufenthalten in Fernost regelmäßig und hart trainiert zu haben. Aber es fehlte ganz offensichtlich die manchmal strenge Hand von Heimcoach Valeri Belenki. Der Ex-Weltmeister ist derzeit darauf angewiesen, Rückstände mit seinem Schützling aufzuarbeiten, wenn der sich gerade einmal zufällig in der Heimat aufhält.
Was Hirsch nach EM-Platz vier im Mannschafts-Wettbewerb im Allgemeinen forderte, gilt für Nguyen im Besonderen: "Im Vorfeld sind Fehler gemacht worden. Wir müssen jetzt analysieren, wo wir anders arbeiten müssen." Angesichts des praktisch nicht vorhandenen Drucks aus dem Nachwuchsbereich sind dem Berliner allerdings personell die Hände weitgehend gebunden, noch ist Nguyen für ihn unverzichtbar.
Und so kann das Ausnahmetalent jetzt erst mal nach Ibiza in den Urlaub und anschließend wieder für zehn Tage nach Hongkong fliegen. Danach, so beteuerte er in der bulgarischen Hauptstadt, "werden in Stuttgart neue Übungen in Arbeit gehen". Sie könnten schon die letzten Chancen sein, auf dem olympischen Weg nach Rio 2016 noch die Kurve zu kriegen.
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